Interview Wuppertaler ist deutscher Botschafter in Eritrea

Wuppertal · Gerald Wolf hat bereits einige Stationen im diplomatischen Dienst hinter sich — unter anderem Nordkorea. Aktuell vertritt er die Bundesrepublik in Afrika.

Gerald Wolf ist seit den 1990er Jahren im diplomatischen Dienst tätig. 2018 besuchte er die WZ in seiner Geburtsstadt Wuppertal.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

„Wuppertaler weltweit“ — das dürfte auf kaum jemanden so zutreffen, wie auf Gerald Wolf. Der gebürtige Wuppertaler ist Diplomat im Dienst der Bundesrepublik. Seit den 1990er Jahren ist der 59-Jährige rund um den Globus beruflich unterwegs. Zu seinen Stationen zählten unter anderem die deutschen Botschaften in Turkmenistan und Nordkorea (die WZ berichtete). Anfang 2018, als er die WZ in seiner Geburtsstadt besuchte, erzählte er, dass er Länder interessant fände, „die andere Leute als nicht so einfach empfinden“. Seit Oktober 2018 ist Wolf, der in Vohwinkel Abitur machte, nun Botschafter in Eritrea. Wir sprachen mit ihm über das Land, seinen Job und das Verhältnis zum Nachbarn Äthiopien.

Äthiopiens Premier Abiy Ahmed hat kürzlich den Friedensnobelpreis für die Aussöhnung mit dem langjährigen Erzfeind Eritrea bekommen. Sie haben ihren Dienst in Asmara praktisch direkt nach dem Friedensschluss im vergangenen Jahr angetreten. Wie ist das Verhältnis der beiden Länder aktuell?

Gerald Wolf: Das Verhältnis zwischen beiden Regierungen ist immer noch eng. Die beiden Regierungschefs haben sich mehrmals getroffen. Die eritreische Regierung hätte es allerdings lieber gesehen, wenn auch Präsident Isaias den Friedensnobelpreis erhalten hätte.

Haben Sie Abiy Ahmed schon einmal kennengelernt?

Wolf: Die Besuche von Premierminister Abiy Ahmed in Asmara waren leider zu kurz, um eine Begegnung mit den hier akkreditierten Diplomaten zu ermöglichen.

Heiko Maas hat gelobt, Abiy habe in kürzester Zeit Entwicklungen auf den Weg gebracht, die niemand für möglich gehalten habe. Hat das auch Auswirkungen auf das Nachbarland Eritrea gehabt?

Wolf: Das Verhältnis zu Äthiopien hat sich seit dem Friedensschluss im Juli 2018 sehr entspannt; es gibt seitdem wieder Telefon- und Flugverbindungen zwischen beiden Ländern. Die Landgrenze ist jedoch seit April 2019 wieder geschlossen. In den letzten Monaten sind in Äthiopien ethnische und religiöse Konflikte aufgeflammt, die Lage dort hat sich erheblich destabilisiert. Die innenpolitische Situation in Eritrea hat sich seither trotz gegenteiliger Erwartungen kaum verändert, hier heißt es offenbar noch Geduld zu üben.

Eritrea ist gerade einmal 25 Jahre unabhängig. Könnten Sie das Land, dass in Deutschland wahrscheinlich relativ unbekannt ist, in drei Sätzen beschreiben?

Wolf: Eritrea ist ein sehr vielfältiges Land mit wunderbaren Berglandschaften, einer 1200 km langen Küste am Roten Meer und sehr freundlichen Menschen. Die Hauptstadt Asmara liegt im Hochland und ist seit 2017 Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Das Klima hier ist sehr angenehm: Fast immer Sonnenschein, nie zu warm oder zu kalt.

Lässt sich Ihre Arbeit mit der in Nordkorea vergleichen?

Wolf: In Eritrea gibt es jedenfalls deutlich mehr Möglichkeiten, Kontakte zu entwickeln und die Beziehungen zwischen beiden Ländern zu gestalten.

In Pjöngjang war die Überwachung durch den Staat ein dauerndes Thema. Wie sieht es in dieser Hinsicht in Eritrea aus?

Wolf: Vermutlich beobachtet jede Regierung, was die in ihrem Land akkreditierten Diplomaten tun. Ich fühle mich hier in Eritrea aber nicht überwacht.

In Nordkorea gab es ja verhältnismäßig wenige Touristen oder deutsche Staatsbürger. Wie sieht es dahingehend in Eritrea aus?

Wolf: Der Massentourismus hat Eritrea zum Glück noch nicht für sich entdeckt. Es gibt relativ viele deutsche Ärzte, Krankenschwestern und Techniker, die in ihrer Freizeit nach Eritrea kommen, um ehrenamtlich beim Aufbau des Gesundheitswesens zu helfen.

Gibt es Kontakte auch zu Deutschland?

Wolf: Die meisten Deutschen, die hier leben, sind eritreischer Herkunft und sind aus Verbundenheit mit dem Land zurückgekehrt oder pendeln zwischen Deutschland und Eritrea. Die relativ große Gruppe der Deutsch-Eritreer sorgt dafür, dass die Beziehungen zwischen beiden Ländern auch auf persönlicher Ebene recht eng sind.

Sie haben damals beim Besuch in Wuppertal erzählt, dass Sie es lieben, rund um die Welt zu arbeiten und sich eine Rückkehr nach Deutschland gar nicht unbedingt vorstellen. Ist die Position als Botschafter in einem Land das höchste Amt oder gibt es noch andere Ziele, die Sie anstreben?

Wolf: Es gibt wohl kaum einen Diplomaten, für den es nicht die schönste Aufgabe ist, Botschafter zu sein, möglichst in mehreren Ländern nacheinander. Ich möchte mich da nicht ausschließen.