Adventskalender: Wir hier im Quartier Wuppertaler Quartier Zoo: Imposante Villen und alltägliche Probleme

Wuppertal · Ein Rundgang durch das Zooviertel ist so etwas wie der Gang durch ein Freiluftmuseum. Die Buga könnte das Quartier weiter aufwerten.

Der Märchenbrunnen gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen des Viertels, das weiß auch Philipp Scheuermann als Vorsitzender des Bürgervereins Sonnborn-Zoo-Varresbeck.

Foto: JA/Andreas Fischer

Beschützt. Das ist einer der ersten Begriffe, mit denen Philipp Scheuermann sein Quartier beschreibt. Damit meint der Vorsitzende des Bürgervereins Sonnborn-Zoo-Varresbeck erst einmal die geografische Lage. Das Zooviertel ist im Osten durch Wald, im Süden durch den Zoo und im Westen sowie Osten durch die Wupper abgeschirmt.

Die Ursprünge des Viertels als Villenkolonie sind heute noch an jeder Ecke sichtbar, weil die Gebäude im Krieg von den Bomben verschont wurden. So ist ein Rundgang durch das Zooviertel so etwas wie der Gang durch ein Freiluftmuseum - zumindest für architektonisch interessierte Spaziergänger. Die Stile der Villen sind sehr heterogen: Es gibt Reihenbebauung mit monumentalem Einschlag, einige Jugendstil-Villen, dann wieder Gebäude mit neobarocken und neoklassizistischen Elementen. Hier wirkt fast jedes Haus einzigartig und es dauert seine Zeit, bis man sich an den Details - kunstvoll bearbeitete Fenster, Malerei an den Fassaden und verschieferte Dachflächen - sattgesehen hat.

Die imposanten, alten Villen sind das Aushängeschild des Viertels. Jede von ihnen ist auf ihre Art und Weise einzigartig.

Foto: JA/Andreas Fischer

Kein Wunder, dass Philipp Scheuermann nicht ohne Stolz auf sein Quartier schaut. Im Zooviertel ist das Besondere die Normalität. „Für Wuppertal ist das in Sachen Wohnviertel das Highlight“, findet der Wuppertaler, der im Viertel mit Zoo und Stadion aufgewachsen ist. Ja, das Briller Viertel gebe es auch noch als vergleichbares Villenviertel. Aber, so stellt Scheuermann fest: „Da gibt es keine Nachmittagssonne.“ Es gehört im Zooviertel ein wenig dazu, in seine kleine, wohl sortierte Heimat verliebt zu sein.

Scheuermann schwärmt von der planerischen Leistung, die in die Konzeptionierung des Viertels geflossen ist: „Hier gibt es überall Sichtachsen.“ Und wer einmal darauf achtet, kann es nicht mehr übersehen. Im Kernbereich des Zooviertels lassen sich quasi von jedem Knotenpunkt die Glanzlichter sehen. Vom Märchenbrunnen gibt es eine Sichtachse zu den Zoosälen, vom Kreisel an der Hubertusallee die Sichtachse zum Märchenbrunnen.

Es gibt eine Sichtachse, die seit Jahren nicht mehr so gut funktioniert. Von der Hubertusallee hat der Betrachter freien Blick auf die Zoobrücke - einst Schmuckstück, heute verrostet. Schon seit den 1980er-Jahren dürfen das Bauwerk keine Autos mehr auf die Probe stellen. Inzwischen ist die Zoobrücke ganz gesperrt. Scheuermann kann sich einen Kommentar dazu nicht verkneifen: „Die Stadt sagt uns bei den Häusern immer, dass wir auf den Denkmalschutz achten müssen. Aber die Zoobrücke verrottet.“ Im kommenden Jahr jedoch soll der alte Schatz für mehr als 1,4 Millionen Euro wieder fit gemacht werden.

Im Zooviertel läuft es ein wenig anders als im Rest Wuppertals: Wenn im Sommer die Sonne scheint, sinkt die Laune. Zumindest bei parkplatzsuchenden Anwohnern. Scheuermann zeigt auf den Gratis-Parkplatz am Stadion: „In den Sommerferien bei gutem Wetter ist hier alles komplett voll.“ Dann werde kreuz und quer im Viertel geparkt. Auch im Parkverbot. Die Anwohner seien machtlos. Scheuermann sei selbst einmal vor die Tür gegangen und habe einen auswärtigen Falschfahrer auf sein Fehlverhalten aufmerksam gemacht. Der habe aber nur mit den Schultern gezuckt. Inzwischen wisse jeder: Gerade sonntags gibt es keine Politessen im Zooviertel und daher auch keine Knöllchen. Scheuermann blickt auf Jahrzehnte der Erfahrung zurück: „Hat es hier noch nie gegeben. Ich denke, dass man vielleicht die Zoogäste nicht mit so einem Negativerlebnis nach Hause schicken will.“

Fast alles an Gastronomie ist heute verschwunden

Am Stadionparkplatz liegt auch das letzte verbliebene Restaurant im Kernviertel: das „Da Vinci“. Früher gab es noch einige mehr. Beispielsweise in der Immobilie direkt gegenüber des Zoo-Eingangs. Eigentlich ideal für einen Gastronomiebetrieb, müsste man denken. Bis 2014 war hier das China-Restaurant Pavillon inklusive Hotel zu finden, danach sollte hier österreichische Küche Fuß fassen. Heute: Leerstand. Ebenso wie im ehemaligen Bahnhofsgebäude am Zoo. Auch hier sind die Zeiten der griechischen und mexikanischen Speisen auf der Außenterrasse (bis 2017 „Artemis“, ganz früher „Chicano“) abgelaufen. Mit der S-Bahn-Linie S 8 verlor das Empfangsgebäude gegen Ende der 1980er-Jahre seine frühere Funktion als Haltepunkt. Aktuell wartet es erneut auf eine Belebung.

Könnte die Bundesgartenschau 2031 der nötige Impuls sein, um dem Zoo-Viertel zu einem neuen Frühling zu verhelfen? Die Hoffnung ist groß. Schließlich ist das Quartier eines der Kernareal für die Großveranstaltung und soll große Besuchermassen empfangen, die zu der neuen Seilbahn am Zoo strömen. Mit Interesse schauen Scheuermann und seine Nachbarn auf den Bau des neuen Parkhauses. Und vielleicht lockt die Buga ja auch die Gastronomie wieder ins Zooviertel. Das wäre für das Vorzeigequartier im Westen Wuppertals das Pünktchen auf dem i.