Meinung WZ-Kommentar zur Fußgängerzone in der Neumarktstraße: Fußgängerzone in Scheibchen
Wuppertal · Gent zeigt, wie eine autofreie Innenstadt Leben zurückbringt: weniger Autos, mehr Fahrräder, bessere Luft. Warum fehlt hier der Mut zum großen Wurf?
Blickt man nach Gent in Belgien, findet man dort eine autofreie Innenstadt vor. 2014 gab es die Idee, seit 2017 wird das Vorhaben umgesetzt. Ja, das Geschrei war groß: Die Wirtschaft, Menschen mit Beeinträchtigung, die Mobilität. Doch inzwischen zeigt sich, dass die Menschen begeistert sind. Die Anzahl der in Gent angemeldeten Autos ist deutlich geschrumpft, der Fahrradverkehr hingegen verdoppelt, der ÖPNV ausgebaut. Auf dem Ring um die Stadt gibt es weniger Staus, das innerstädtische Mikroklima ist besser geworden. Und auch: Die Leerstände gehen zurück, die Menschen schlendern gerne durch eine Innenstadt, in der keine Autos fahren. Das alles ist möglich, auch wenn jede Stadt mit ihren eigenen Gegebenheiten eigene Lösungen suchen muss. In Wuppertal scheint das: Fußgängerzone in Scheibchen, wie nach dem Laurentiusplatz jetzt zur Prüfung für die Neumarktstraße zu geschehen. Das führt letztendlich dazu, dass man ein winziges Stück Straße mühselig umfahren muss. Der Mut zum großen Wurf fehlt an dieser Stelle. Die Angst, im Autofahrerland Deutschland, den motorisierten Verkehr aus der Innenstadt zu verbannen und damit der Wirtschaft zu schaden, ist riesig. Dabei zeigt das Beispiel aus Gent, dass diese Angst höchstwahrscheinlich unbegründet ist. Eine attraktive Innenstadt zeichnet sich sicherlich nicht dadurch aus, sie mit Autos vollzustopfen.