Meinung WZ-Kommentar zu „Unternehmen für Karenztage“: Keine Strafe fürs Kranksein
Wuppertal · Ein Karenztag belastet vor allem Niedrigverdiener und gefährdet die Gesundheit, während Prävention und bessere Arbeitsbedingungen die nachhaltigere Lösung wären.
Schon viel wurde über den Karenztag in den vergangenen Wochen diskutiert: Am ersten Krankheitstag soll es keine Lohnfortzahlung geben. Unternehmer hoffen, dass dadurch die hohe Zahl der Krankschreibungen abnimmt. Mit solchen Forderungen jedoch zeigt sich nur geringe Wertschätzung und mangelndes Vertrauen gegenüber den eigenen Arbeitnehmern, schwingt doch darin mit, dass viele einfach nur „krankfeiern“. Das lässt die Realität außen vor: In den letzten Jahren haben Corona- und Erkältungswellen die Zahlen hochgetrieben, auch die Zahl der psychischen Beschwerden wächst. Den telefonischen Krankmeldungen Schuld zuzuschieben, ist ebenfalls das Pferd von hinten aufgezäumt. Das Instrument entlastet überlaufene Arztpraxen und schützt dort vor Ansteckungen. Treffen würde der Karenztag vor allem Niedriglöhner, für die ein Tag Lohnausfall tatsächlich ins Gewicht fällt. Dass sich Menschen zur Arbeit schleppen, obwohl sie krank sind, wäre eine Folge. Damit gefährden sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Mitarbeiter. Schlussendlich müssen sich die Arbeitgeber fragen, wie sie zur körperlichen und geistigen Gesundheit ihrer Mitarbeiter beitragen und das Wohlbefinden aller fördern können. Anfangen könnte man mit Prävention statt Reaktion, etwa bei Rückenbeschwerden, und indem man darauf achtet, Arbeitnehmer weder zu überlasten, noch unterzubezahlen.