WZ-Wissen: Dem Druck der Dreisten widerstehen

Suzanne Grieger-Langer sprach beim WZ-Wissensabend über Persönlichkeitsstärke.

Foto: Andreas Fischer

Es gibt nicht wenige Menschen, die strengen sich an und leisten viel - und doch haben sie das Gefühl, dass andere, die weniger leisten, mehr Anerkennung bekommen und sie irgendwie im Griff haben. Meist drängt sich ein unbestimmtes Gefühl auf: Irgendetwas stimmt hier nicht. Häufig wird so etwas abgetan mit dem Gedanken: Die andere Person meint es nicht böse. Doch es stecken Strategien dahinter, die die Zufriedenheit der „Performer“ verschlechtern. Das Ergebnis: Frust sammelt sich an. Wie kann man sich aus solchen Machtspielen und Manipulationen befreien?

Auf diese Frage lieferte Psychologin, Dozentin, Profilerin und Buchautorin Suzanne Grieger-Langer beim WZ-Wissensabend zum Thema Persönlichkeitsstärke am Mittwochabend im mit fast 400 Gästen prall gefüllten Vortragssaal des Barmenia-Gebäudes eine Reihe Antworten.

WZ Wissen: Vortag zur Persönlichkeit
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Langer skizzierte zwei Arten von Unterdrückern oder „Döppern“, wie sie in Anspielung auf das Drücken unter Wasser bei Kindern sagt: Pfeifen und Psychopathen. Die Pfeifen seien in der Kindheit geliebt worden, hätten irgendwann aber aus Bequemlichkeit die Entwicklung ihrer Persönlichkeit abgebrochen. „Die Pfeife ist ein totaler Vermeider und findet es total anstrengend zu lernen“, sagte Grieger-Langer. Die egozentrische Pfeife sei nie gezwungen worden, Verantwortung zu übernehmen oder sich zu reflektieren. Deshalb sei sie nicht fähig, Kritik anzunehmen.

Doch darunter litten nicht nur sie selbst, sondern auch die Performer - wie Grieger-Langer die Engagierten nennt. Die Psychopathen seien im Gegensatz zu den Pfeifen Menschen ohne Gefühle, sie hätten kein Mitgefühl, keine Empathie und nähmen überhaupt keine richtige Verbindung zum Gegenüber auf. Deshalb hätten sie auch kein schlechtes Gewissen gegenüber anderen und seien nicht kränkbar.

Anders als die Pfeifen fielen die Psychopathen auf. „Es gibt nur wenige Psychopathen, nämlich 1 Prozent, aber sie sind für 99 Prozent aller Schäden verantwortlich“, sagte Grieger-Langer. „Die Welt geht in eine neue Zeit und Pfeifen und Psychopathen ziehen ganze Generationen von Performern nach unten“, kritisierte Grieger-Langer. Ihr Appell an alle Performer: Tun Sie sich zusammen und setzen Sie sich zur Wehr! Dafür bräuchten die Performer Standfestigkeit, Leidenschaft, Selbstkontrolle, Liebe, Kommunikation, Wissen und Ethik. „Sie müssen also dem Druck der Dreisten widerstehen, die Lust am Leben in den Blick nehmen, den Blick auf die eigenen Stärken und nicht auf die Schwächen richten.“ Sie müssten sich gut pflegen und schützen, anderen zuhören, sich Fachwissen aneignen, aber auch auf ihre Intuition vertrauen. Und schließlich müssten sie menschenfreundlich handeln. Mit kräftigem Applaus verabschiedeten die Gäste Grieger-Langer. Ein Applaus, der zeigte: An diesem Abend gingen tatsächlich viele selbstbewusster nach Hause.