Zurück zu den Wurzeln mit von Schlippenbach

Das Jazz-Trio begeisterte im Ort mit intensivem Spiel.

Foto: Stefan Fries

Die drei Musiker gehören mit zur ersten Stunde des europäischen Free Jazz, der ab Mitte der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts für Furore sorgte: Pianist und Komponist Alexander von Schlippenbach, Saxofonist Evan Parker und Schlagzeuger Paul Lytton. Sie machten auf Einladung der Peter Kowald Gesellschaft im Rahmen ihrer Wintertournee im Ort Zwischenstation und begeisterten die zahlreich erschienenen Fans dieses Genres mit einem kurzweiligen Abend. Der Free Jazz, der die tonalen, harmonischen Ketten sprengt und Leadsheets außer Acht lässt, schockierte damals die Musikwelt. Heute hat er sich etabliert.

Doch dieses Konzert bescherte stilistisch viele Ursprünge des zu seinen Anfängen genannten „Jazz der Avantgarde“. Es ging also zurück zu den Wurzeln. Alexander von Schlippenbach konnte es nicht verleugnen, dass er ein Kompositionsstudium absolviert hatte. Etliche seiner Tonschöpfungen ähnelten den Klangwelten der „Zweiten Wiener Schule“ und der daraus resultierenden abstrakten seriellen Musik. Meisterhaft kombinierte er sie mit Jazzmustern wie diatonischen Läufen und sehr latenten Voicings. Damit improvisierte er an den 88 Tasten frei sowie ungemein lebendig und löste sich gänzlich von tradierten Modellen.

Evan Parker mit seiner kernig wie lyrischen sonoren Tongebung spielte am Tenorsaxophon mit freien Tonfolgen und atonalen musikalischen Linien. Paul Lytton war ein erstklassiger Künstler darin, Rhythmen frei zur Entfaltung kommen zu lassen. Es gab keine Takte mehr. Die Gleichrangigkeit jeder Art von Beats führte Schwerpunkte ad absurdum.

Die drei Vollblutmusiker kennen sich seit Jahrzehnten, spielen regelmäßig im Trio und anderen Formationen zusammen. Ein blindes Verständnis füreinander haben sie seitdem entwickelt. Das war an diesem Abend unüberhörbar. Gleichberechtigt kommunizierten sie miteinander. Ein kongeniales Changieren zwischen vehement-kraftvollen und leisen, nahezu in sich gekehrten Ausdrucksmitteln prägte ihr intensives, dichtes Zusammenspiel. Fein aufeinander abgestimmte fließende Dynamikwechsel sorgten für packende musikalische Spannungen und Entspannungen.

Eine kurze Zugabe nach zwei Sets von jeweils etwa 35 Minuten Dauer am Stück bescherte das Schlippenbach Trio dem Publikum, das sich mit enthusiastischen Beifallsbekundungen bedankte.