Zwischen Sex, Gewalt und Entsetzen
Nach dem Badewannen-Mord sagten gestern Wuppertaler Polizistinnen und Polizisten als Zeugen aus.
Wuppertal. Ob er jemals daran gedacht habe, einen Menschen umzubringen? Als Richter Stefan Istel ihm um fünf vor elf diese Frage stellt, hebt Christian S. den Kopf - immer noch nach vorne gebeugt, seine langen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. "Nein", antwortet der junge Mann leise, bevor der nächste Zeuge aufgerufen wird und damit noch mehr beklemmende Details zum Badewannen-Mord ihren Weg in den Saal 16 des Landgerichts finden.
An diesem Dienstag geht der Prozess um die Tragödie an der Westkotter Straße in seinen letzten Abschnitt. Im Zeugenstand nehmen bis in den Nachmittag hinein Polizistinnen und Polizisten aus Wuppertal Platz, um Fragen zum Tatort, zur Spurensicherung und zu den ersten Vernehmungen des Tatverdächtigen zu beantworten. Im Gespräch mit Christian S. im Präsidium habe er "keine Betroffenheit gespürt", berichtet einer der Ermittler.
Nüchtern und ohne Tränen habe der junge Mann die Ereignisse der Tatnacht geschildert und sich dabei als "alkoholisiert, aber geistig topfit" bezeichnet. Seine Bekannte sei in ihrer Wohnung gestolpert und auf den 14 Zentimeter langen Schraubenzieher gefallen, den er in diesem Moment in den Händen gehalten habe. Dieses Werkzeug habe Yvonne W. nach eigenen Worten dazu benutzt, ihre Haschischpfeife zu reinigen. Was dem Sturz folgte, ist bekannt.
An diesem Prozesstag geht es auch um Zahlen: Abertausende von Fotos, Filmen und Collagen mit Sex- und Foltermotiven habe man sichergestellt, berichten die Zeugen. So hat der Angeklagte allem Anschein nach auch das Gesicht seiner Ex-Freundin, die ebenfalls als Zeugin ausgesagt hat, in brutale Folterszenen kopiert. Mehr als 30 000 Fotos und mehrere hundert Daten-Discs kamen zusammen.
Ausgewertet wurden auch Fotos, die S. in der Tatnacht mit seiner Digitalkamera von seinem Opfer gemacht haben soll - angeblich, um sie später der Polizei vorzulegen, sollte er sich stellen. Experten des Landeskriminalamtes ist es gelungen, vom Computer und Fotoapparat gelöschte Dateien wieder sichtbar zu machen. Ihnen boten sich Bilder des Schreckens, die inszeniert wirkten: So wird der Angeklagte am Mittag dazu gefragt, warum er viele Bilder besaß, die immer wieder blutverschmierte Hände zeigten.
Regelmäßig habe er sich Horrorfilme wie "Halloween" und "Freitag, der 13." angesehen, zum Teil gemeinsam mit Freunden, um sich mit ihnen über "die schlechten Effekte" zu amüsieren. Das blutige Masken-Motiv des Horror-Schlächters "Jason" habe er am Computer für einen eigenen Film verwendet. "Krimis haben mich nie wirklich interessiert", antwortet der Angeklagte, wieder mit leiser Stimme. Draußen warten die nächsten Zeugen.