Stadtwerke: Befreiungsschlag für 145 Millionen

RWE und Velbert sind keine Partner der WSW mehr, sagt die Stadt und will nun einen neuen Partner suchen.

<strong>Wuppertal. "Das ist eine gute Nachricht", sagte Oberbürgermeister Peter Jung gestern und man sah ihm die Erleichterung an. Die Wuppertaler Stadtwerke sind wieder allein - sämtliche Partnerschaften sind gelöst. "Schwierige Verhandlungen" waren laut Jung nötig, damit der Energiemulti RWE sich von den WSW löste. Dazu gehört auch, dass das luxemburgische Unternehmen Cegedel ebenfalls seine Anteile an den WSW zurückgibt, beziehungsweise zurückverkauft. 145 Millionen müssen die WSW dafür bezahlen, dass diese beiden aussteigen.

Stadtwerke gehen erneut auf Brautschau

Auch die Über-Kreuz-Beteiligung mit den Velberter Stadtwerken ist beendet: Die jeweiligen Anteile werden exakt zurückgetauscht, Geld fließt laut Jung keines. Damit ist der fast ein Jahr dauernde Zwist mit RWE und den Velbertern beendet, die Stadtwerke haben laut Jung ein Etappenziel erreicht und können nun erneut auf Brautschau gehen, denn an dem ursprünglichen Ziel, sich einen strategischen Partner ins Boot zu holen, änderte auch die erste Beteiligungspleite nicht.

RWE war sich mit den WSW nicht einig, laut Jung gab es gravierende Unterschiede bei der strategischen Ausrichtung, was auch für Velbert gilt. Am 13. August ist eine Sondersitzung des Wuppertaler Stadtrates anberaumt, um die nötige Zustimmung zu bekommen. Die scheint sicher, denn SPD und CDU jubelten gestern Nachmittag in Pressemitteilungen über den großen Erfolg. Geht also alles glatt, dann wird die Trennung bereits Anfang September vollzogen.

Wichtig ist die Einigung auch vor allem deshalb, weil RWE und Velbert zugesagt haben, bei der anstehenden Hauptversammlung der WSW Holding für die Neustrukturierung der Stadtwerke zu stimmen. Laut Jung hatte es zuvor die Drohung gegeben, exakt dies nicht zu tun. Diese Gefahr scheint nun gebannt: "Das wäre eine Hängepartie geworden, die eventuell auch juristisch hätte geklärt werden müssen."

Die Modalitäten der Trennung hören sich gut an. Kämmerer Johannes Slawig und WSW-Chef Andreas Feicht erläuterten die Details. Die Stadtwerke-Holding bezahlen 145 Millionen Euro an RWE, das sind zehn Millionen weniger, als diese beim Einstieg für sich und Cegedel bezahlt hatten. Zudem, so Feicht, verzichte RWE auch noch auf die Dividende für das Jahr 2007.

Die Stadtwerke nehmen einen Kredit auf, um die 145 Millionen finanzieren zu können. "Die Zinszahlungen liegen unter den früheren Dividendenzahlungen an RWE", erklärte Feicht. Das Konzept sieht jedoch so aus, dass der nächste Partner ja wieder einen Kaufpreis für die WSW-Anteile bezahlt. Dieser könnte zur Tilgung des Kredites verwendet werden. Es handelt sich um eine Zwischenfinanzierung - wenn alles glatt geht.

Aber: Der Kaufpreis sei nicht alles, machte Slawig klar. Es gehe vielmehr darum, dass der neue Partner die richtige strategische Ausrichtung habe. Jung, Slawig und auch Feicht waren sich einig darin, dass die WSW ein sehr attraktives Unternehmen seien. Dementsprechend habe es bereits Kontakte mit anderen Energie-Unternehmen gegeben.

Wie die WZ bereits berichtete, haben etwa die Düsseldorfer Stadtwerke schon Gespräche mit der Stadt Wuppertal geführt. Die Stadtwerke aus der Landeshauptstadt gehören wiederum zum baden-württembergischen Energiemulti EnBW, der 54,95 der Anteile in Düsseldorf hält.

Auch eine Zusammenarbeit mit den Stadtwerken aus Solingen und Remscheid schloss Slawig nicht aus, auch wenn eine Beteiligung nicht möglich ist - die Bergischen sind sich nicht einig.

Beteiligung RWE hält 18,7 Prozent der WSW und hatte dafür 116 Millionen Euro bezahlt. Die luxemburgische RWE-Tochter Cedegel hält über eine Kapitaleinlage weitere 6,4 Prozent und hatte dafür 40 Millionen Euro gezahlt. Zusammen kontrolliert RWE also 25,1 Prozent der Stadtwerke-Anteile.

Rückkauf Die Anteile, die 2002 noch für etwa 155 Millionen Euro verkauft worden waren, werden nun für 145 Millionen Euro zurückgekauft. Die Stadt spart also zehn Millionen Euro. Zudem, so Stadtwerke-Chef Andreas Feicht, verzichte RWE auf die Jahresdividende für 2007. Nach unbestätigten Informationen hätte diese etwa fünf bis sechs Millionen Euro betragen sollen.

Velbert Die Stadtwerke Velbert hielten fünf Prozent der WSW-Anteile und die Wuppertaler Stadtwerke umgekehrt 19,5 Prozent. Diese Über-Kreuz-Beteiligung wird einfach zurückgetauscht. Die vorherige gegenseitige Entsendung von Vorstandsmitgliedern war ohnehin schon gestoppt worden.

Preise Auch wenn die Stadtwerke 145 Millionen Euro über einen Kredit finanzieren, steht eine Erhöhung der Preise für Gas oder Strom definitiv nicht zur Debatte, hat WSW-Chef Andreas Feicht auf WZ-Nachfrage versprochen.