Arbeiter: Kurzarbeit – und das sechs Monate am Stück
Sebastian Küppers ist froh, den Job behalten zu können. Und trotzdem: Schon bald kann er in seiner Firma nicht mehr arbeiten.
Mönchengladbach. Wieder so ein beklemmender Moment. Da hebt Mitte Dezember der Kollege zum Abschied die Hand und sagt: "Bis Januar." Niemand freut sich. "Leiser Abschied" nennen sie das hier bei Schorsch, einem Hersteller von Maschinen und Antrieben mit 450 Beschäftigten und über 120-jähriger Tradition.
Ates Malin hat jetzt schon Feierabend. Es ist gerade mal zwölf Uhr mittags. Malin, 50 Jahre alt und sonst ein Mann von zupackender Art, "ist jetzt in kurz". Die Kurzarbeit hat Konjunktur. Für Malin bedeutet sie rund 200 Euro weniger im Monat. Ab Januar werden bei Schorsch mit ihm die Hälfte aller Beschäftigten Kurzarbeit fahren. "Doch das ist noch immer besser, als den Job zu verlieren", sagt er.
Das sieht auch Sebastian Küppers so. Vor einem Jahr hat er seine Ausbildung bei Schorsch beendet, danach bekam er einen Zeitvertrag für ein Jahr. "Eigentlich wäre ich am 31. Januar raus gewesen", sagt er.
Gemeinsam mit dem Betriebsrat und der Geschäftsführung hat man ausgehandelt, dass der 22-Jährige bis Ende Juli bleiben darf. Das Konstrukt der Kurzarbeit macht es möglich. "Denn ich fahre dann ab Februar Kurzarbeit null", sagt Küppers.
Was bedeutet, dass er keinen einzigen Tag kommen muss. "Der Vorteil ist, dass ich nicht arbeitslos, sondern weiter bei Schorsch beschäftigt bin." Das Unternehmen zahlt in der Zeit lediglich seine Sozialabgaben. Die 67 Prozent seines Lohns, die er während der Kurzarbeitszeit bekommt, gibt das Arbeitsamt.
Jetzt steht Küppers nachdenklich an einer Maschine und zieht seine Augenbrauen hoch. Momentan gehen hier in manchen Bereichen nachmittags schon die Lichter aus. Dutzende kleine Werkzeugwagen sind hier in einer Hallenecke zusammengeschoben - wie auf einem Supermarkt-Parkplatz am Sonntag.
Bald ist auch Küppers einer von 236 000 Arbeitern in NRW, die nach Hause geschickt werden. "Anfangs dachte ich: toll, freie Tage. Nun denkt man, hoffentlich gibt es bald wieder Arbeit." Dennoch ist er glücklich über die Lösung. "Für uns bietet diese Option den Vorteil, dass wir direkt auf einen guten, bei uns ausgebildeten Mann zurückgreifen können, wenn die Lage besser wird", sagt Personal-Chef Clemens Hupka. Dass dies für alle nur eine Kompromisslösung ist, sei klar.
Der Betriebsrat hat Küppers darauf vorbereitet, dass ihn seine Bekannten sicher oft schief angucken werden. Immer mit dem vorwurfsvollen Blick, warum er denn zu Hause sei und nicht arbeiten gehe. Schorsch ist er trotzdem dankbar. "Die hätten mich auch rauswerfen können."