Flocke, der Fernseh-Star

Vor 360 Journalisten aus aller Welt hat sich das Eisbärbaby am Dienstag erstmals öffentlich gezeigt. Tierschützer kritisieren den Rummel.

Nürnberg. Ein leises Raunen und "Oh, wie süß"-Rufe erklingen von der Tribüne, als das knapp vier Monate alte Eisbär-Junge kurz nach 15 Uhr aus seiner Höhle stapft. Begleitet von ihren Pflegern, tollt Flocke zwischen Baumstämmen und Felsbrocken herum. Die Schar von rund 360Journalisten und Ehrengästen vor dem Gehege nimmt sie kaum wahr. Nach etwa 15 Minuten wagt sie den ersten Sprung ins eiskalte Wasser des Aquaparks und planscht munter herum.

Unbeeindruckt vom weltweiten Medienrummel hat Eisbärin Flocke am Dienstag ihren ersten öffentlichen Auftritt im Nürnberger Zoo hinter sich gebracht. Bis nach Japan konnten sie Millionen Menschen live im Fernsehen verfolgen. In natura dürfen Flocke-Fans ihren Liebling erst ab heute bestaunen. Bis zu 25 000 Besucher pro Tag sollen dann im 15-Minuten-Takt am Gehege vorbeigeschleust werden. Schon am Dienstag durfte aber ein zweijähriger Junge Flocke mit eigenen Augen sehen. "Flocke spielt Verstecken", strahlte der Knirps, als die Bärin kurz hinter den Baumstämmen ihres Geheges verschwand.

Die Stadt Nürnberg und ihr Tiergarten wollen diese Sympathiewelle nutzen, um Flocke als Botschafterin für den Klimaschutz zu präsentieren. Zoochef Dag Encke erinnerte gestern an die Bedrohung des Lebensraums der Eisbären und mahnte ein Umdenken beim Umgang mit der Natur an: "Die Menschen sollten Flocke nicht als kleinen Teddy ansehen, sondern als Sinnbild verstehen."

Tierschützer sehen das anders. Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, kritisierte am Dienstag den Rummel um Flocke und warnte davor, Tierbabys als Besuchermagneten zu missbrauchen. Auch vor dem Zoo protestierten Tierschützer in Eisbär-Kostümen gegen Flockes "gnadenlose Vermarktung". Die Stadt Nürnberg hatte unter anderem mit Textil- und Spielzeugfirmen über Flocke-Souvenirs verhandelt, ein Plüschtier von Steiff ist bereits im Handel.