Jetzt ist es richtig Winter
Schnee und klirrende Kälte bis ins Flachland. Autofahrer müssen sich auf glatte Straßen gefasst machen.
Düsseldorf. Sabine Peters (37) bibbert fürchterlich. "Bei der Kälte kräuselt sich sogar meine Haut", sagt die Bankangestellte. Dick eingepackt mit Daunenjacke, gefütterter Hose, Handschuhen und Wollmütze eilt sie nach Feierabend über die Düsseldorfer Kö. Ihr Blick auf die ersten Schneeflocken lässt sie noch schlimmer frösteln.
Tatsächlich müssen sich Niederrheiner und Bergische in den kommenden Tagen auf noch mehr Schnee und noch größere Kälte einstellen: heute minus sieben Grad in Krefeld, minus acht Grad in Düsseldorf und Wuppertal. Dazu schneit es immer wieder. Am Montag wird dann voraussichtlich ganz Deutschland unter einer weißen Schneedecke liegen.
"Solch knackigen Dauerfrost haben wir normalerweise eher im Januar oder Februar", sagte gestern Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Die Lage könnte aber vor Weihnachten noch umschlagen. Mitten in der vorweihnachtlichen Reisezeit rechnen die Meteorologen bei steigenden Temperaturen sogar mit glatten Straßen. Von Dienstagnacht an werde im Westen Glatteisregen erwartet, während es im Norden und Osten am Mittwoch glatt werde. "Das könnte teils zu chaotischen Verkehrsverhältnissen führen", so Meteorologe Friedrich.
Die Kältewelle hat in Deutschland bereits ein erstes Todesopfer gefordert. Wie die Polizei gestern bekanntgab, war der 62-Jährige in einer ehemaligen Pfadfinder- Schutzhütte in Bendorf (Kreis Mayen-Koblenz) gefunden worden. Die Polizei geht davon aus, dass er wegen seines angeschlagenen gesundheitlichen Zustands den tiefen Temperaturen der vergangenen Tage zum Opfer fiel.
Verkehrschaos gab es gestern in Belgien, England und Bulgarien. Allein in Belgien stauten sich die Fahrzeuge auf einer Länge von fast 350 Kilometern. Auf den Flughäfen rund um London gab es zahlreiche wetterbedingte Flugausfälle. Bereits in der Nacht zu gestern hatten Schnee und glatte Straßen im Osten Englands zu hunderten Unfällen und Staus geführt. In Bulgarien waren nach Medienberichten vor allem der Norden und Osten des Balkanlandes betroffen. Sieben Dörfer waren dort ohne Strom. Im Schnee stecken gebliebene Lastwagen sowie Schneeverwehungen blockierten wichtige Landstraßen. In der Hauptstadt Sofia sorgten verschneite Straßen für Verkehrschaos und Verspätungen. Schnee auch im Norden Italiens, wo etwa auf der Marcesina in den Dolomiten Temperaturen von minus 27 Grad Celsius gemessen wurden.
Freude über die weiße Pracht gab es dagegen im Sauerland, wo es nun wieder "Ski und Rodel gut" heißt. Nach Auskunft der Wintersport-Arena laufen seit gestern in sechs Skigebieten in Winterberg und Schmallenberg insgesamt neun Lifte. Am Wochenende sollen bei Dauerfrost dann bis zu 50 Lifte in Betrieb genommen werden. Nachts werden Schneekanonen weiter in Betrieb sein, um auch für die Weihnachtstage genügend Schnee zu haben.
Sabine Peters hat aber schon jetzt genug von der Kälte. Sie setzt sich morgen ins Flugzeug. "Ich feiere Weihnachten auf Teneriffa, da ist es derzeit schöne 25 Grad warm." Mit ihr fliehen alleine vom Düsseldorfer Flughafen aus 430 000 Urlauber in die Sonne - fünf Prozent mehr als im Vorjahr.