Schneealarm im Hochsommer
In Essen war der Winterdienst im Einsatz. Hagelkörner türmten sich einen halben Meter hoch.
Düsseldorf. Das erste schwere Unwetter dieses Sommers hat vielerorts für Ausnahmezustände gesorgt. So begann der Sommerurlaub für viele Menschen am Freitag erst mit großer Verspätung: Rund um Düsseldorf mussten zu Beginn des ersten Ferienwochenendes zwölf Autobahnabschnitte gesperrt werden. Und ausgerechnet am verkehrsreichsten Tag des Jahres schloss auch der Flughafen für knapp eineinhalb Stunden, Verspätungen von bis zu drei Stunden waren die Folge.
Besonders schlimm getroffen hatte es Essen. Dort prasselten Hagelkörner - dick wie Taubeneier - nieder. Sechs Räumfahrzeuge des Winterdienstes schoben die Eismassen, die sich bis zu einem halben Meter hoch auftürmten, von den Straßen. "Ich habe bis zu den Knien in Hagelkörnern gestanden, aus den Gullys schossen 1,50 Meter hohe Fontänen", sagte Brandoberrat Veit Lenkeg.
Im Keller von Michael Ewald in Sprockhövel stand das Wasser etwa einen halben Meter hoch: "Ich hätte nicht gedacht, dass eine volle Kühltruhe schwimmen kann." Das Wasser hatte sich durch die Abflüsse nach oben gedrückt, weil die Kanalisation der Straße völlig überlastet war.
Kolonnen von Putzfrauen schaufelten am Flughafen Düsseldorf nach dem Gewitter das Wasser im Ankunftsbereich weg, das dort zehn Zentimeter hoch stand. Um 22.40 Uhr startete am Freitagabend die letzte Maschine. "Es sind noch alle in den Urlaub gekommen", sagte ein Flughafen-Sprecher.
In Krefeld waren Keller, Tiefgaragen und Straßen überflutet. Die Feuerwehr musste am Abend auch bei der eigenen Wache die Pumpen anwerfen: Der Technik-raum der Leitstelle war überflutet. Heftig traf es ein Pumpwerk in Tönisvorst. Hier war das Überlaufbecken für die Wassermassen nicht groß genug. Folge: Große Teile des Gebietes versanken regelrecht, ein Reiterhof wurde überschwemmt. Der Vereinigte Männerchor Willich musste kurzfristig seine Teilnahme an der Serenade im Schloss Neersen absagen, weil viele seiner Sänger das Wasser im Haus stehen hatten.
In Neuss standen im Stadionviertel viele Keller knietief unter Wasser, Telefonanlagen funktionierten auch am Sonntag noch nicht. Die Wassermassen haben einen Abschnitt der Gerresheimer Straße (K7) an der Stadtgrenze Erkrath/Düsseldorf ("Am Zault") zerstört. Am Montag beginnen die Reperaturarbeiten, der Straßenabschnitt bleibt gesperrt.
Das Unwetter brachte auch den Fahrplan der Bahn im Raum Düsseldorf, Duisburg und Essen durcheinander. Abgerissene Äste in Oberleitungen, ein Blitzeinschlag an einem Bahnübergang und vom Wasser außer Gefecht gesetzte Elektronik sorgten bei mehr als hundert Zügen für Verspätungen.