22. Oktober 1989: Leipziger entwickeln Reformprogramm

22. Oktober 1989 In Leipzig wollen die Bürgerrechtler künftig aktiv Politik mitgestalten. Um eine Art "Reformprogramm" zu erarbeiten, treffen sich an diesem Sonntag rund 500 Leipziger im Gewandhaus.

Kapellmeister Kurt Masur lässt in seiner Eröffnungsansprache keine Zweifel an der Bedeutung dieser Versammlung: "Was wir hier lösen können, kann für die ganze Republik richtungsweisend sein." Programmschwerpunkte sind die Reform der "politischen Verhältnisse", des Bildungswesens, der Stadtentwicklung und des Umweltschutzes.

Es werden Kommissionen gebildet, die sich mit diesen Themen befassen werden. Jeder Interessierte darf mitarbeiten. Sie sind eine Art Vorläufer der "Runden Tische", die dann ab Dezember auf allen Ebenen und in fast allen Städten der DDR entstehen.

Derweil bricht im berüchtigten Zuchthaus Bautzen ein Aufruhr unter den Häftlingen aus. Sie fordern in dem faktisch von der Stasi kontrollierten Gefängnis eine Verbesserung der unmenschlichen Haftbedingungen. In Bautzen II sitzen überwiegend Oppositionelle ein.