26. Oktober 1989: Helmut Kohl telefoniert mit Krenz

Am Vormittag telefoniert Bundeskanzler Helmut Kohl erstmals mit Egon Krenz. In dem 20-minütigen Gespräch versichern beide, die deutsch-deutschen Beziehungen auf eine "neue Stufe" heben zu wollen. Kohl will in dieser Phase nichts tun, was die SED-Führung dazu veranlassen könnte, mit Gewalt gegen die Opposition vorzugehen.

Er ist an einer "Stabilisierung" der Lage interessiert und vereinbart mit Krenz regelmäßige Telefongespräche. Im DDR-Fernsehen verspricht Willi Stoph, DDR-Ministerpräsident, am Nachmittag politische Korrekturen. Unter anderem kündigt er die Erarbeitung eines neuen Reisegesetzes an.

Derweil demonstrieren wieder überall in der DDR Menschen für freie Wahlen und Reisefreiheit. Die Stasi zählt insgesamt 160 000 Teilnehmer, allein in Dresden rund 100 000. Die Situation spitzt sich langsam zu: Bis Ende dieser Woche werden landesweit 145 Demonstrationen mit weit mehr als 500 000 Teilnehmern gezählt. Führende SED-Funktionäre wollen, dass Krenz den Ausnahmezustand verhängt.