Ärzte streiten weiter – trotz Honorarplus
Im ersten Quartal verdienten Mediziner im Rheinland 9 Prozent mehr. Doch es herrscht Endzeitstimmung.
Berlin. Nach mehreren Monaten mit Ärzteprotesten und Patientenfrust weisen erste Zahlen vierstellige Gewinne für tausende Mediziner aus. Bundesweit haben Ärzte im ersten Quartal mehr Geld als erwartet bekommen. Details legt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) am Montag vor. Doch der Streit ums Geld für die Ärzte dürfte im Wahlkampf weitergehen.
Nach dem Start der Honorarreform am 1. Januar verbreiteten viele Mediziner Endzeitstimmung. Das Gesamthonorar der rund 140.000 Praxisärzte soll 2009 auf bis zu 30,8 Milliarden Euro steigen. Beim Nachrechnen kamen die Ärzte aber auf Einbußen von bis zu 50 Prozent. Ärzte kündigten daraufhin an, sich keine Hausbesuche mehr leisten zu können. In Bayern stellten Chirurgen, Augenärzte, Gynäkologen und Urologen die Existenzfrage. Tausende Ärzte schlossen ihre Praxen. Kassenpatienten wurden abgewiesen oder nur nach Vorkasse behandelt.
Der Grund für den Ärger liegt im komplizierten Regelwerk der ärztlichen Vergütung. Selbst die Kassenärztlichen Vereinigungen konnten lange nicht sagen, was die von Ärzten und Kassen ausgetüftelten Regeln am Ende bringen würden. Die Ärzte bekommen seit Jahresbeginn einerseits Pauschalen für einzelne Patienten, darüber hinaus aber auch Zuschläge etwa für Vorsorge, ambulantes Operieren oder Tätigkeiten als Belegarzt im Krankenhaus.
Aus der gesetzlichen Krankenversicherung erzielten die Mediziner nach Daten des Bewertungsausschuss von Ärzten und Kassen zuletzt ein Einkommen von im Schnitt mehr als 85.000 Euro im Jahr, nach Abzug der Kosten, aber vor Steuern. Die Verteilungskämpfe zwischen den immer zahlreicheren Ärzten wurden in den vergangenen Jahren aber härter. Kinder- und Jugendärzte in den neuen Ländern bekommen zum Beispiel 74.000 Euro, Radiologen in den alten Ländern fast 117.000. Honorare von Privatversicherten sowie weitere Leistungen, die die Versicherten aus eigener Tasche zahlen, sind nicht eingerechnet.
Der Mehrheit von Gewinnern steht eine Minderheit mit Verlusten gegenüber, die nun auf fünf Prozent begrenzt werden sollen. Die Honorarsumme für die 17.000 Ärzte und Therapeuten im Rheinland stieg im ersten Quartal um 76 Millionen auf 893 Millionen Euro, was einem Zugewinn pro Kopf von 4.470 Euro oder plus neun Prozent entspricht. In Bayern gab es 3,5 Prozent mehr Geld.