Irans Präsident von allen Seiten unter Druck
Selbst beim geistlichen Führer Chamenei ist Ahmadinedschad in Ungnade gefallen.
Teheran. Sechs Wochen nach seiner umstrittenen Wiederwahl bläst dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad nicht nur von der Opposition der Wind ins Gesicht. Auch aus den Reihen seiner Befürworter kommt jetzt Druck. Auf den Straßen Teherans erschallen bei Protesten immer wieder Rufe wie "Tod dem Diktator".
Die Opposition erkennt seine Wiederwahl nicht an und wirft ihm Wahlfälschung vor. Ahmadinedschad setzte daher auf die Unterstützung seiner Freunde im Parlament und besonders auf die des obersten Führers, Ajatollah Ali Chamenei. Aber auch diese stehen nicht mehr voll hinter ihm.
Hintergrund der jüngsten Verstimmung ist die Ernennung von Esfandiar Rahim Maschaie als Vizepräsident. Ahmadinedschad wollte den Schwiegervater seines Sohnes als seinen ersten Stellvertreter. Der jedoch war innerhalb des Establishments - und auch der Opposition - in Ungnade gefallen, weil er im vergangenen Jahr den Iran als Freund des israelischen Volkes bezeichnet hatte.
Alle Forderungen aus dem eigenen Lager, diese Ernennung zu überdenken, verhallten ungehört. Daraufhin legte das Parlament den Fall dem geistlichen Oberhaupt vor. Chamenei wies den Präsidenten an, Maschaie umgehend zu entlassen. Aber selbst diese Anordnung ignorierte Ahmadinedschad eine Woche lang. Schließlich lenkte Maschaie selbst ein und erklärte seinen Rücktritt.
"Es ist verwunderlich, dass der Präsident nicht umgehend auf die Weisung Chameneis reagiert hat", sagte der Leiter des parlamentarischen Ausschusses für Außenpolitik und Sicherheit, Aladdin Borudscherdi. Auch vom Klerus kam Kritik. "Solch eine Anordnung muss sofort befolgt werden", monierte Ajatollah Ahmad Chatami, der zum Pro-Ahmadinedschad-Lager gehört.
Beobachter glauben, dass Maschaie, auch wegen seiner Verwandtschaft mit dem Präsidenten, einer der wenigen Politiker ist, dem Ahmadinedschad vertrauen kann. Die Kritik am Präsidenten seitens der Opposition, angeführt von Mir Hussein Mussawi sowie den Ex-Präsidenten Akbar Haschemi Rafsandschani und Mohammed Chatami, hat auch im konservativen Lager Gehör gefunden.
"Das Parlament wird alles genauer unter die Lupe nehmen, denn die Opposition wartet nur auf den kleinsten Ausrutscher des Präsidenten, um ihn und seine Anhänger bloßzustellen", sagte ein Journalist.