"Die Altersgrenze von sechs Jahren führt dazu, dass viele Kinder für ihre Verhältnisse zu spät in die Schule kommen", sagte die Ministerin. Am Ende der ersten Klasse hätten die Kinder dann keine Lust mehr, weil sie unterfordert seien. Statt eines "starren Stichtages" setzt Schavan auf die Verzahnung von Kindertageseinrichtung und Grundschule nach dem Modell der Bildungshäuser in Baden-Württemberg. Drei- bis Zehnjährige spielen und lernen dort gemeinsam unter Anleitung von Erziehern und Lehrern.

In der Regel werden Kinder in Deutschland eingeschult, wenn sie zu einem Stichtag sechs Jahre alt sind. NRW zieht seit dem Schuljahr 2007/ 2008 diesen Stichtag Schritt für Schritt vor, damit Kinder künftig mit fünfeinhalb in Klasse1 kommen. Andere Bundesländer haben gar kein Mindestalter mehr.

Bayern will die verpflichtende Einschulung von Kindern, die erst im Dezember sechs werden, wieder kippen. Denn 70 Prozent der Eltern lassen betroffene Kinder zurückstellen, weil sie sie noch nicht für schulreif halten.

Auch unter Experten ist die Formel "früher + mehr = besser" umstritten. Die Leibniz-Universität Hannover kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass jüngere Kinder zwar die intellektuellen Fähigkeiten zur Einschulung besitzen, jedoch Defizite im sozialen Bereich haben.

Der FDP-Bildungspolitiker Patrick Meinhardt warnte davor, Kinder "im Galopp durch Kindergarten und Schule zu pauken". Von NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) hieß es auf Anfrage unserer Zeitung: "Wir haben die Einschulung bereits vorgezogen. Bevor wir weitere Maßnahmen planen, werden wir prüfen, wie sich dies auswirkt."