Börsencrash - Berlin erwägt Staatsbeteiligung an Banken

Talfahrt an den internationalen Börsen geht unvermindert weiter. Bundesregierung arbeitet an Rettungsplan.

Berlin/Washington. Angesichts der ungebremsten Talfahrt der internationalen Aktienbörsen arbeitet die Bundesregierung an einem Rettungsplan nach britischem Vorbild. Dieser schließt auch eine Teilverstaatlichung von Banken nicht aus. Die Regierung erwäge, dabei nicht nur Interbankenkredite in dreistelliger Milliardenhöhe zu garantieren oder direkt Kredite zu vergeben, sondern auch Eigenkapital in zweistelliger Milliardenhöhe zur Verfügung zu stellen, berichtete Die Welt. Im Gegenzug werde der Staat sich an den Banken beteiligen. Über den Plan soll im Bundeskabinett in den nächsten Tagen entschieden werden. Allerdings gebe es in der CDU noch Widerstände dagegen, dass der Staat zum Teil oder sogar vollständig Eigentümer bislang privater Banken wird.

Hintergrund ist, dass sich die Situation unter den deutschen Banken dramatisch zugespitzt hat. Weitere Institute sollen ernsthafte Liquiditätsengpässe haben und zudem Kapital benötigen. Außerdem soll es dramatische Abflüsse aus privaten Geldmarktfonds geben, so dass der Geldmarkt zu kollabieren drohe.

Gestützt wurden diese Berichte durch Äußerungen von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) und Bundesbank-Präsident Axel Weber vor einem Treffen der G7-Finanzminister in Washington. Steinbrück erklärte, angesichts der sich zuspitzenden Finanzkrise seien umfassende Maßnahmen erforderlich, die den Finanzsektor insgesamt stabilisierten. Weber sagte, "wenn es am Markt nicht mehr möglich ist, muss der Staat als entsprechender Anteilseigner auch eine Möglichkeit zum Re-Kapitalisieren haben". Weber zufolge geht es dabei nicht darum, eine Kontrollmehrheit für den Staat zu erreichen. Bei einem besseren Marktumfeld könnten die Anteile dann wieder durch den Staat abgegeben werden, sagte Weber.

Nach Panikverkäufen an den Börsen brachen gestern die Aktienkurse weltweit ein. Der Dax verlor nach einer rasanten Talfahrt am Morgen bis zu 11,8 Prozent, erholte sich dann zwar, büßte aber immer noch 7,01 Prozent ein und schloss mit 4544,31 Zählern auf dem tiefsten Stand seit 2005. Es war der höchste Kursverlust an einem Tag seit 20 Jahren. Die gesamte Woche dürfte mit einem Minus von insgesamt 22 Prozent als schwarzes Kapitel in die Geschichte des Dax eingehen.

An der Wall Street verlor der Dow Jones zu Börsenstart 500 Punkte in nur fünf Minuten. Danach drehte er kurz ins Plus, um dann wieder ins Minus zu gehen. Auch die Börse in London verlor zu Handelsbeginn zehn Prozent und schloss mit einem Minus von sieben Prozent.