Bush als einfacher Fan: Geht das?
China: US-Präsident steht wegen seines Olympia-Besuchs in der Kritik.
Washington. Fast könnte er einem leid tun: Um sich dem wachsenden Zorn der Amerikaner wegen des Irakkriegs sowie der ausufernden Wirtschaftskrise zu entziehen, begibt sich US-Präsident George W. Bush auf die bisher längste Asienreise seit seinem Amtsantritt. Doch nicht einmal im fernen China kann der Führer der freien Welt der Kritik seiner Landsleute entfliehen.
Ginge es nach dem Präsidenten, dann würden sich die US-Medien auf die politischen Inhalte seiner Reise konzentrieren. So wird er in Südkorea über das nukleare Waffenarsenal des nördlichen Nachbarn sowie die Zukunft der koreanischen Halbinsel diskutieren. Dann geht es weiter nach Thailand, wo sich Bush als Vorkämpfer für Menschenrechte profilieren will und die Unterdrückung im benachbarten Myanmar anprangern wird. Interessieren tut die Amerikaner aber vielmehr sein Aufenthalt in Peking, wo der Sportfan Bush amerikanische Olympiasportler anfeuern will.
Obwohl führende Menschenrechtsorganisationen ihn mit Blick auf die Lage in Tibet sowie die fortlaufenden Rechtsverstöße in China aufgefordert hatten, wenigstens der Eröffnungszeremonie fernzubleiben, bleibt der Präsident bei seinem alten Spruch: "Sport und Politik gehören nicht zusammen. Laura und ich freuen uns, einfach als Fans zur Olympiade zu reisen."
Selber konnte er die Trennung zwar erfolgreich vorexerzieren, war Bush doch Besitzer der Baseballmannschaft Texas Rangers, ehe er sich aus dem Sportgeschäft zurückzog und als Gouverneur von Texas und anschließend amerikanischer Präsident einer neuen Karriere als Politiker widmete. Nun aber tut er sich schwer, Sport und Politik auseinanderzuhalten. "Er sendet an den Rest der Welt einfach das falsche Signal" rügt Nancy Pelosi, die einflussreiche Sprecherin des Repräsentantenhauses, das gerade vergangene Woche mit einer überragenden Mehrheit die Menschenrechtsverletzungen in China scharf verurteilte. Zu allermindest müsse er sich "öffentlich und unmissverständlich für die Achtung der Menschenrechte aussprechen und sich mit Gefangenen treffen."
Dazu, das hat Regierungssprecherin Dana Perino bereits unmissverständlich durchblicken lassen, wird es aber nicht kommen. Denn Bush ist sich der wachsenden Bedeutung Chinas bewusst, sowohl als boomende Wirtschaftsmacht als auch strategischer Partner im Kampf gegen Nordkoreas und Irans nukleare Ambitionen. Auf keinen Fall wird er dem Gastgeber, für den der Besuch des US-Präsidenten einen kolossalen PR-Erfolg darstellt, auf den Schlips treten, und zwar ohne Rücksicht auf den eigenen Imageverlust in den USA.