Christian Lindner: Vom „Bambi“ zum General

Parteien: Christian Lindner wird neuer Parteimanager der Bundes-FDP.

Berlin/Düsseldorf. Nun ist es also offiziell: Christian Lindner wird der neue Generalsekretär der Bundes-FDP und damit Nachfolger von Dirk Niebel. Der Parteivorstand stimmte am Dienstag einstimmig dem Vorschlag von Parteichef Guido Westerwelle zu und machte den Weg frei für den 30-jährigen Wermelskirchener.

Die offiziellen Reaktionen auf die personalpolitische Weichenstellung waren innerhalb der FDP sehr positiv. Von einem "neuen intellektuellen Kopf der FDP" sprach gar gestern der schleswigholsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki, der freilich als Freund der großen Worte gilt. Kubicki kennt Lindner schon sehr lange, standen beide doch dem verstorbenen liberalen Feuerkopf Jürgen Möllemann nahe.

Der hatte Lindner im Jahr 2000 den Spitznamen "Bambi" verpasst. Damals wurde Lindner mit 21Jahren zum jüngsten NRW-Landtagsabgeordneten aller Zeiten. Lindner löste sich erst ganz spät von Möllemann, der ins populistische Lager abdriftete und schließlich die FDP verlassen musste. Dass er in der gemeinsamen Zeit viel von Möllemann gelernt hat, verschwieg Lindner nie. Dass ihm die tragische Entwicklung des Vollblutpolitikers Möllemann auch Mahnung war, sagt er ebenfalls.

Die Blitzkarriere Lindners findet nun also ihren vorläufigen Höhepunkt, bestätigen muss ihn in seinem neuen Amt der Bundesparteitag in Köln. Doch das gilt nur als Formsache. Dass diese Personalie nicht überall auf Wohlgefallen stößt, ist auch kein Geheimnis. Dabei geht es nicht um einen Zweifel an der Qualität des Neuen. Aber Lindner kommt ebenso wie Westerwelle und Parteivize Andreas Pinkwart aus NRW.

Traditionelle liberale Hochburgen wie etwa Baden-Württemberg oder auch Niedersachsen fühlen sich brüskiert. Zwar stellt das Ländle mit Birgit Homburger die Fraktionschefin im Landtag, doch gilt sie bislang als eher schwache Randfigur. Die Niedersachsen wollten mit Patrick Döhring einen eigenen Mann durchdrücken. Der schnitt im Vergleich schlechter ab.

Porsche-Fahrer Lindner ist also nun auf der Überholspur. Er steht wie der neue Gesundheitsminister Philipp Rösler für die neue FDP-Generation. Nimmt man noch den parteiintern geschätzten Staatssekretär Daniel Bahr hinzu, verfügen die Liberalen über ein beachtliches Nachwuchsteam. Da formiert sich schon eine Generation nach Westerwelle.

Bis zum Herbst war Lindner Landtagsabgeordneter in NRW. Hier hat er sich vor allem im Kinder- und Jugendbereich engagiert, aber mit dem Konzept der Mittelschule ein Gegengewicht zum Koalitionspartner CDU gesetzt. Seit Ende September ist er Bundestagsabgeordneter.

Seinen ehrenamtlichen Job als Generalsekretär der NRW-FDP gibt Lindner im März sb. Zwei Monate vor der Landtagswahl müssen die Liberalen dann einen neuen General finden.