Das ändert sich für Joachim Gauck

Wo zieht er hin? Wird er heiraten? Und wer frisiert ihn?

Berlin. Für Joachim Gauck wird sich das Leben noch einmal dramatisch ändern, wenn er am Sonntag zum Bundespräsidenten gewählt wird. War der 72-Jährige in den vergangenen Jahren vor allem als Vortragsreisender unterwegs, der sich seine Zeit frei einteilen konnte, muss er sich bei einem Wechsel ins höchste Staatsamt vielen Zwängen unterwerfen und vielen Ansprüchen gerecht werden. Dabei geht es nicht nur um große politische Linien, sondern auch um die Veränderungen im Alltag.

Die 52-Jährige will künftig nicht mehr als Journalistin arbeiten, sondern von Nürnberg nach Berlin ziehen und sich neue Aufgaben suchen. „Es gibt aber noch keine konkreten Entscheidungen“, sagte sie. Bisher war Schadt Leitende Politikredakteurin bei der „Nürnberger Zeitung“. Interessant wird, welche Rolle sie für sich finden wird. Bislang waren alle First Ladys Schirmherrinnen des Müttergenesungswerks und ehrenamtlich engagiert.

Dazu müsste sich Gauck erst einmal von seiner Frau Gerhild scheiden lassen, mit der er seit 1959 verheiratet ist und vier Kinder hat. Seit 1991 leben beide getrennt, seit dem Jahr 2000 ist Gauck mit Daniela Schadt zusammen. „Er macht sich Gedanken über eine Hochzeit, aber er hat wohl noch keine Entscheidung gefällt“, sagte sein Sohn Christian.

Üblicherweise wohnt das Staatsoberhaupt in der Präsidentenvilla in Berlin-Dahlem. Das Haus steht bereits leer, Christian Wulff und seine Familie sind dort nur wenige Tage nach seinem Rücktritt ausgezogen. Im Schloss Bellevue gibt es keine Wohnung mehr. Gauck lebt bislang in einer Altbauwohnung in Berlin-Schöneberg. Zu seinen Plänen will er vor der Wahl nichts sagen. Seiner Friseurin in seinem Kiez soll er aber bereits vor der Bundesversammlung 2010 versprochen haben, dass er in jedem Fall weiter zum Haareschneiden kommen werde.

Mit Sicherheit — auch wenn das Korsett für das Staatsoberhaupt eng ist. Gauck sieht sich als „Bürgerpräsident“. „Ich bin nicht mal gewaschen“, sagte der 72-Jährige, als er am Abend seiner überraschenden Nominierung mit der Kanzlerin vor die Kameras trat. Seinem Sohn Christian war das peinlich. „Aber so ist er, ungeschminkt, ungefiltert.“ dpa