Das Haltbarkeitsdatum kommt auf den Prüfstand
Millionen Tonnen genießbarer Lebensmittel landen auf dem Müll. Jetzt sucht die Politik nach Auswegen.
Berlin. In der schwarz-gelben Koalition ist eine Diskussion entbrannt, den Begriff Mindesthaltbarkeitsdatum bei Lebensmitteln durch einen anderen Hinweis zu ersetzen. Hintergrund ist, dass in Deutschland jährlich mehrere Millionen Tonnen noch genießbarer Lebensmittel im Müll landen. Der Vorsitzende des Ernährungsausschusses des Bundestages, Hans-Michael Goldmann (FDP), verwies auf den englischen Verzehrhinweis „best before . . .“, was so viel bedeutet wie „am besten vor dem . . .“ verzehren. Auf Antrag von Union und FDP wird sich der Ernährungsausschuss des Bundestages am Mittwoch mit dem Thema beschäftigen, hieß es.
Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hält allerdings nicht viel von dem Vorstoß. Ihr Ministerium plant demnach keine Änderung beim Mindesthaltbarkeitsdatum. „Auch eine Abschaffung steht für uns nicht zur Diskussion“, sagte Aigners Sprecher am Dienstag.
Die Vorschriften zum Mindesthaltbarkeitsdatum seien auf EU-Ebene einheitlich geregelt. Das Ministerium sehe jedoch Aufklärungsbedarf bei Herstellern, Handel und Verbrauchern zum richtigen Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum, da oft bereits mit oder sogar vor Ablauf des Datums Lebensmittel weggeworfen werden, sagte der Sprecher. Hinweise, auch zur Rolle des Mindesthaltbarkeitsdatums, erwartet das Ministerium von einer Studie, deren Ergebnis im kommenden Jahr vorliegen soll.
Ausgelöst wurde die Debatte durch die im September angelaufene Dokumentation „Taste the waste“ (Probiere den Abfall). Der Streifen von Valentin Thurn befasst sich damit, wie in den Industrieländern mit Lebensmitteln umgegangen wird.