De Maizière fordert Afghanistan zum Friedensdialog auf

Verteidigungsminister zum Truppenbesuch am Hindukusch. USA versuchen nach Karsais Verhandlungsboykott zu beschwichtigen.

Kabul. Im Streit um Friedensgespräche mit den afghanischen Taliban hat sich Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) für Verhandlungen mit den Aufständischen ausgesprochen.

Voraussetzung sei, dass die radikalislamischen Taliban die Verfassung Afghanistans anerkennen und sich vom Terrornetz Al-Kaida distanzierten, sagte de Maizière am Donnerstag in der westafghanischen Stadt Herat. Dort war er zuvor mit dem afghanischen Verteidigungsminister Bismillah Khan Mohammadi und seinem italienischen Kollegen Mario Mauro zusammengekommen.

Die Taliban hatten am Dienstag ein Verbindungsbüro in Doha im Golf-Emirat Katar eröffnet. An dem Büro hatte sie eine Plakette mit der Aufschrift „Islamisches Emirat Afghanistan“ enthüllt, auf dem Gelände hissten sie die Taliban-Flagge. Die USA kündigten wenige Stunden nach der Eröffnung des Büros an, direkte Friedensgespräche mit den Taliban in Doha aufzunehmen.

Die Insignien des Ende 2001 gestürzten Taliban-Regimes hatten in der afghanischen Regierung für Empörung gesorgt. Präsident Hamid Karsai fordert zudem, dass Gespräche mit den Taliban von seiner Regierung geführt werden müssen. Er hatte daher einen Boykott angekündigt.

Angesichts des Protests von Karsai wurde der Beginn der Gespräche zwischen den USA und den Taliban in Doha auf unbestimmte Zeit verschoben. Zugleich bemühte sich Washington um Entspannung.

Aus dem Präsidentenpalast in Kabul hieß es am Donnerstag, US-Außenminister John Kerry habe Präsident Hamid Karsai am Vortag mehrfach angerufen. Kerry habe Karsai versichert, dass die Plakette mit der Aufschrift „Islamisches Emirat Afghanistan“ am neuen Taliban-Büro in Katar entfernt worden sei. Auch die Taliban-Flagge an dem Büro der Aufständischen werde abgenommen.

Der deutsche Verteidigungsminister De Maizière betonte derweil, jeder, der zu einer friedlichen Lösung des Afghanistan-Konflikts beitragen könne, sei willkommen. „Vor allem aber müssen diese Gespräche stark geprägt werden durch die legitime afghanische Regierung.“

Der Minister rief alle Seiten zur Besonnenheit auf. „Provokationen jeder Art sollten vermieden werden. Und die Gespräche sind dann am besten und am erfolgreichsten, wenn nicht zu viel über sie öffentlich geredet wird.“

De Maizière stellte bei seinem Besuch erneut Bedingungen für ein längerfristiges Engagement der Bundeswehr in Afghanistan. Dazu zähle „eine nachhaltige, zuverlässige Vereinbarung über das Truppenstatut“, betonte de Maizière. Kabul hat die Gespräche mit den USA darüber allerdings vorerst ausgesetzt.