Die große Angst vor der „Gas-Opec“
Gasexporteure schmieden ein neues Bündnis. Doch die Möglichkeiten, Preise zu beeinflussen, sind noch begrenzt.
Moskau. Trotz milden Winters, fallender Energiepreise und voller Speicher sorgt das Thema Gas und Russland wieder für Aufregung. Erst kündigte Gazprom an, dem Schuldner Ukraine erneut den Hahn abdrehen zu wollen.
Dann verkündeten am Dienstag die Vertreter von einem guten Dutzend Gas exportierender Nationen die Gründung eines Gas-Bündnisses. Im Westen kursiert seit langem die Angst vor einer "Gas-Opec".
So etwas wünschen sich zwar viele Gasexporteure, doch die Möglichkeiten sind im Vergleich zur Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) zur Zeit noch äußerst begrenzt.
Im energiepolitischen Dauerbrenner "Gas-Kartell" steckt nach Einschätzung von Experten viel heiße Luft. Seit Jahren streiten die Gas-Scheichs, der russische Monopolist Gazprom, Iraner und Algerier über eine gemeinsame Linie, eventuelle Preisabsprachen und Förderquoten.
Technisch macht das zum gegenwärtigen Zeitpunkt wenig Sinn. "In den nächsten zehn Jahren lassen die Marktbedingungen eine Kontrolle der weltweiten Gaspreise nicht zu", kommentieren Analysten der Moskauer Alfa-Bank das Treffen des Forums Gas exportierender Länder (GECF).
Das bedeutet: Eine gemeinsame Preispolitik wie bei der Opec ist erst möglich, wenn Flüssiggas in großem Umfang über Tanker verschifft und damit kurzfristig handelbar wird. Bislang fließt das Gas zum größten Teil durch Pipelines auf der Grundlage von langfristigen Verträgen.
Deshalb werden deutsche Energieversorger nicht müde zu betonen, dass die Versorgung mit russischem Gas langfristig gesichert sei.
Vor allem Russland zuckt beim Schlagwort "Gas-Opec" noch zusammen und beharrt auf seiner Eigenständigkeit. Der Kreml will im Gasgeschäft in die lukrativen EU-Endverbrauchermärkte einsteigen und muss sich um sein Image Sorgen machen. Der Ruf als zuverlässiger Energielieferant litt zuletzt unter dem Gasstreit mit der Ukraine.
Bisher fällt es den Beteiligten noch schwer, die Ziele des neuen Bündnisses zu umreißen. Präsident Dmitri Medwedew, einst Aufsichtsratsvorsitzender bei Gazprom, hat aber Gefallen an einer engen Zusammenarbeit der Gasexporteure gefunden.
Die Formulierung "Preisabsprachen" steht in Russland zwar noch auf dem Index. Am Dienstag kündigte der Kreml aber vielsagend an, man wolle sich über "die Problematik der Preisbildung" austauschen.