„Ausblick auf 2010 wird besser sein“
Euro-Notenbanker Jürgen Stark über die Wirtschaftsaussichten in der Euro-Zone und zehn Jahre gemeinsame Währung.
Herr Stark, vor zehn Jahren wurde der Euro eingeführt. Eine gute Idee?
Stark: Ja, eine gute Idee. Zumal wir zuvor in einem intensiven Vorbereitungsprozess einen hohen Grad an wirtschaftlichem Gleichklang im Währungsgebiet erreicht hatten.
Stark: Seit Start der Währungsunion 1999 haben wir einen höheren Grad der Preisstabilität erreicht als mit den Vorgängerwährungen einschließlich der D-Mark. Die jährliche Inflationsrate seit 1999 liegt im Durchschnitt bei 2,1 Prozent. Das hätten auch die schärfsten Kritiker nicht erwartet.
Stark: Der Durchschnittswert bedeutet ja nicht, dass alle Preise genau mit dieser Rate ansteigen. Natürlich fällt es dem Bürger besonders auf, wenn sich die Preise bei Lebensmitteln und Energie schnell erhöhen. Weniger wahrgenommen werden die Preisrückgänge zum Beispiel bei Computern oder Fotoapparaten.
Stark: Das war ein Ausreißer. Die Preise sind längere Zeit geklettert, und dann gab es noch einmal einen abrupten Anstieg bei den Rohstoffpreisen.
Stark: Ich bin erfreut darüber, dass die Inflationsrate so nach unten gegangen ist. Ich bin nicht besorgt über diese Korrektur.
Stark: Nein, Europa befindet sich in einem Prozess der Disinflation, nicht zu verwechseln mit Deflation. Disinflation ist ein vorübergehendes Phänomen. Deflation ist demgegenüber ein dauerhafter und sich selbst verstärkender Prozess, der das Preisniveau und die Realwirtschaft nach unten bringt.
Stark: Die Inflationserwartungen sind auf der Linie dessen, was wir als Preisstabilität definieren. Außerdem wächst die Geldmenge robust. Es gibt also klare Indikatoren, dass aus heutiger Sicht nicht mit Deflation im Euro-Gebiet zu rechnen ist.
Stark: Die Vereinigten Staaten befinden sich in einem Anpassungsprozess, der nötig ist nach den Übertreibungen der vergangenen Jahre.
Stark: In Folge sinkender Inflation und sinkender Ölpreise gibt es Argumente für einen graduellen Aufschwung ab Ende nächsten Jahres. Ich gehe davon aus: Wir werden dann einen besseren Ausblick auf 2010 haben als heute auf 2009.