Die SPD ist für Merkel die erste Wahl

Die Grünen scheinen bislang für die meisten in der Union kein akzeptabler Regierungspartner zu sein.

Berlin. Schon früh am Morgen nach ihrem grandiosen Wahlsieg holen die politischen Farbenspiele Angela Merkel ein. Und zwar am Kleiderschrank, wie sie selbst belustigt vor der Presse schildert. Da überlegt die CDU-Vorsitzende: „Rot geht nicht, knallgrün geht nicht, blau war gestern.“ Also greift die Kanzlerin zu einem aus ihrer Sicht eher unverdächtigen, dunkelgrünen Blazer und einer schwarzen Hose. „Was sehr Neutrales“, beteuert sie.

Merkel kennt die Spielchen der Medien. Mit wem wird sie eine Koalition eingehen wollen? Mit der SPD? Mit den Grünen? Das ist die Frage des Tages. „Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit“, lautet ihre Antwort. Merkel ruft um neun Uhr Sigmar Gabriel an. Der erste Kontaktversuch mit dem SPD-Chef misslingt. Um elf Uhr probiert sie es erneut, diesmal bekommt Merkel Gabriel an die Strippe. Beide vereinbaren, den Konvent der Sozialdemokraten am kommenden Freitag abzuwarten, bevor man überhaupt so etwas wie eine Sondierung beginnt.

Doch mit dem Anruf ist klar, wo Merkels Präferenzen vorerst liegen: wohl eher bei der großen Koalition. Jedenfalls versucht sie nicht, jemanden aus der Grünen-Spitze zu kontaktieren. Warum auch? Die Marschrichtung, die sich die CDU am Tag nach der Wahl in ihren Gremien verordnet, ist eindeutig: In der Ruhe liegt die Kraft. Die Überlegenheit des Sieges wird voll ausgekostet.

Die Jubelstimmung des Wahlabends ist im Konrad-Adenauer-Haus sowieso noch nicht verflogen, man klatscht sich in den Sitzungen so oft es geht gegenseitig Beifall. Zwar sei die Union klug beraten, „grundsätzlich gesprächsbereit“ mit beiden Parteien, also mit SPD und Grünen zu sein, sagt der Niedersachse David McAllister nach den Besprechungen. „Doch beide brauchen jetzt Zeit, sich zu ordnen“, ergänzt Merkels Stellvertreter Armin Laschet aus Nordrhein-Westfalen. Sollen die anderen erst einmal ihre Personalprobleme regeln, lautet die Botschaft der Christdemokraten.

Und dann hat ja auch noch die CSU, die in Bayern mit knapp 50 Prozent nicht unwesentlich zum Wahlerfolg der Kanzlerin beigetragen hat, ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Mit ihr muss sich Merkel bei der Wahl des künftigen Koalitionspartners eng abstimmen. Von München aus lässt CSU-Chef Horst Seehofer zumindest Sonntag die Schwesterpartei in Berlin nach einer Vorstandsitzung dann auch gleich wissen, es gebe „überhaupt keine Bereitschaft“ für ein Bündnis mit den Grünen. Eine klare Ansage ist das.