Die Welt schaut auf Kopenhagen
Von heute an ringen die Staaten um ein neues Klimaabkommen. Die Zeit drängt – die Erfolgsaussichten sind gering.
Kopenhagen. Von heute an verhandeln Regierungsvertreter aus 192 Staaten über ein neues Klimaabkommen. Zwei Wochen haben sie Zeit - dann müssen zumindest Eckpunkte eines Abkommens auf dem Tisch liegen.
Wenn die Treibhausgas-Emissionen weltweit weiter steigen wie bisher, wird die globale Durchschnitts-Temperatur nach Einschätzung von Klimaforschern in den kommenden 100 Jahren um bis zu sechs Grad steigen. Die Folgen wären so gewaltig, dass ein Leben auf der Erde, wie wir es heute kennen, nicht mehr möglich wäre. In Kopenhagen soll ein weltweites Abkommen erarbeitet werden, welches das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll ablöst.
Forscher sind sich einig, dass das Klima einen Anstieg um maximal zwei Grad verkraften könnte. Auch das hätte Folgen, aber das Klima würde nicht vollends außer Kontrolle geraten. Um das zu erreichen, müssten die Treibhausgas-Emissionen bis 2050 weltweit um mindestens 50 Prozent sinken, in den Industrieländern um mindestens 80Prozent.
Der Streit verläuft grob gesagt zwischen drei Gruppen: den Industrieländern, den Schwellenländern und den Entwicklungsländern. Letztgenannte stoßen wenig Kohlendioxid (CO2) aus, werden aber am stärksten unter dem Klimawandel leiden. Sie fordern starke Verpflichtungen der Industrie- und Schwellenländer.
Der EU, insbesondere Deutschland, wird wahrscheinlich eine Vermittlerrolle zufallen. Brüssel bietet bis 2020 ein Minus von 30 Prozent an (bezogen auf 1990) - wenn andere große Verursacher mitziehen. Deutschland will sogar ein Minus von 40 Prozent schaffen. US-Präsident Obama bietet bisher nur vier Prozent (verglichen mit 1990) an. Zudem wollen die USA kein völkerrechtlich verbindliches Abkommen, sondern nur eine Art Selbstverpflichtung. Die wäre nur schwer durchsetzbar.
Die bisherigen Zusagen reichen bei weitem nicht, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. "Jeder hat Angst, über den Tisch gezogen zu werden", sagt der Klimaexperte und Wuppertaler Bundestagsabgeordnete Hermann Ott (Grüne). "Diese Haltung mag bei Abrüstungsverhandlungen funktionieren, aber nicht bei einer Klimakonferenz." Dass US-Präsident Obama nun zugesagt hat, nach Kopenhagen zu reisen, wird aber gemeinhin als gutes Signal gewertet.