Ein Jahr rauchfrei in NRW — die Bilanz ist positiv
Land und Städte sprechen von problemloser Umstellung. Gastwirte beklagen indes Umsatzeinbußen.
Düsseldorf. Fast ein Jahr nach Inkrafttreten des absoluten Rauchverbots in der Gastronomie am 1. Mai 2013 sind die Meinungen über das verschärfte Nichtraucherschutzgesetz überwiegend positiv. NRW-Gesundheitsministerium und städtische Ordnungsämter sehen darin ein Erfolgsmodell. Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga vermeldet drastische Umsatzeinbußen.
„Man hat den Eindruck, dass sich die Leute mit dem Gesetz arrangiert haben. Es gab nicht signifikant mehr Beschwerden über rauchende Gäste“, sagt der Düsseldorfer Ordnungsamtsleiter Michael Zimmermann. Gleiches gilt für Wuppertal und Krefeld, wo die Umstellung nach Aussage der Ämter problemlos verlief und sowohl Raucher als auch Nichtraucher sich mit der neuen Situation arrangiert haben.
NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) erklärt: „Ich glaube nicht, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung eine Rückkehr zu weniger Gesundheitsschutz und mehr Gefährdung durch Passivrauchen wünscht.“ Laut Ministerium gab es seit Einführung der ersten Nichtraucherschutzgesetze in Deutschland im Jahr 2007 weniger Herzinfarkte, Lungenerkrankungen oder Frühgeburten.
Der Hotel- und Gaststättenverband, der am Montag seine Bilanz zu einem Jahr striktem Rauchverbot präsentierte, erklärte jedoch, der Großteil der Wirte leide unter dem neuen Gesetz. „Mehr als 80 Prozent der Schank- und Tanzbetriebe haben Umsatzeinbußen“, sagt Klaus Hübenthal, Hauptgeschäftsführer des Dehoga NRW. Der Verband plädiert für eine differenzierte Lösung. „Das Gesetz muss überarbeitet werden. Eine Rückkehr zu einer Regelung mit Ausnahmen wäre sinnvoll“, sagt Günther Guder vom Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels.
Gegner des Rauchverbots steuern jetzt erneut ein Volksbegehren an. Das Aktionsbündnis „NRW genießt“ möchte die auch vom Dehoga bevorzugte Rückkehr zur Vorgängerregelung mit Ausnahmen wie Raucherräumen oder -kneipen erreichen.
Von einem regelrechten „Kneipensterben“ spricht indes keiner mehr. Auch Dehoga-Geschäftsführer Hübenthal gab zu, dass bereits vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes ein Trend erkennbar war, dass sich die Zahl der Kneipen kontinuierlich verringert.