Wirtschaftskrimi um Alstom-Übernahme
Siemens und General Electric haben Interesse an der Energietechnik. Das könnte auch Folgen für Krefeld haben.
Paris. Der Übernahmepoker um die Energietechnik-Sparte des französischen Industriekonzerns Alstom entwickelt sich zum Wirtschaftsthriller. Setzt sich Siemens gegen den US-Rivalen General Electric durch?
Konzernchef Joe Kaeser will in der kommenden Woche eigentlich seine Umbaupläne für Siemens vorstellen, die das Unternehmen rentabler machen sollen. Eine Übernahme von Alstom oder ein Tausch von Geschäften würde Umstrukturierung bei Siemens nicht unbedingt vereinfachen. Andererseits hat Kaeser Siemens eine stärkere Fokussierung auf das Thema Elektrifizierung und damit auch der Energiegewinnung verordnet, dazu könnte die Übernahme von Teilen des Alstom-Portfolios und eine Abgabe der Zugsparte durchaus passen.
Das ist eine der großen offenen Fragen. In Deutschland ist die Bahnsparte von Siemens zuletzt vor allem wegen der von Kaeser als „megapeinlich“ eingestuften Lieferverzögerungen beim neuen ICE für die Deutsche Bahn aufgefallen. Die Sparte „Rail Systems“ kam 2013 auf einen Umsatz von gut 3,1 Milliarden Euro und beschäftigt weltweit rund 11 500 Menschen. Während Siemens den französischen Beschäftigten der Energiesparte eine Job-Garantie gewähren will, ist noch unklar, ob es auch für die Zugsparte solche Regelungen geben soll. Zudem will sich Siemens wahrscheinlich nicht von dem lukrativen Stadtbahnen-Geschäft trennen.
Siemens beschäftigt in Krefeld etwa 2400 Mitarbeiter. Das Werk in Uerdingen gilt als Hightech-Schmiede für Schienenfahrzeuge. Sollte Alstom das Ruder übernehmen, droht ein Stellenabbau.
Die französische Politik hofft, dass ein europäischer Branchenprimus wie Airbus in der Luftfahrtindustrie entstehen könne. Ein Bahnunternehmen, das dem kanadischen Branchenriesen Bombardier Paroli bietet und ein großes Stück vom Kuchen des weltweit wachsenden Schienenverkehrs bekommt, ist eine attraktive Vision. Siemens glaubt, dass der Markt für Schienenfahrzeuge bis 2017 auf 80 Milliarden Euro wachsen wird.