Eine Tote bei Explosion von Paketbombe in Pariser Anwaltskanzlei - Ein Anwalt schwer verletzt
Bei der Explosion einer Paketbombe in einer Pariser Anwaltskanzlei ist am Donnerstag eine Sekretärin getötet worden. Ein Anwalt wurde schwerverletzt, die anderen Mitarbeiter der Kanzlei erlitten einen Schock.
Paris. Bei der Explosion einer Paketbombe in einer Pariser Anwaltskanzlei ist am Donnerstag eine Sekretärin getötet worden. Ein Anwalt wurde schwerverletzt, die anderen Mitarbeiter der Kanzlei erlitten einen Schock, wie der leitende Staatsanwalt Jean-Claude Marin mitteilte. Die Bombe ging in einem Gebäude im noblen achten Bezirk hoch, in dem Staatschef Nicolas Sarkozy früher als Anwalt arbeitete. In dem Haus hat auch die Stiftung zum Gedenken an den Holocaust ihren Sitz. Der leitende Staatsanwalt sah jedoch keine Verbindung zu dem Anschlag. Derzeit liege das Motiv völlig im Dunkeln, sagte Marin. Der letzte tödliche Anschlag in Paris liegt elf Jahre zurück.
Nach ersten Erkenntnissen wurde das Paket kurz nach Mittag von einem Kurier in einer Transportkiste angeliefert. Als die Sekretärin es öffnete, explodierten zwei Sprengsätze. Die Frau wurde tödlich verletzt, ein Anwalt in ihrer Nähe erlitt schwere, aber nicht lebensgefährliche Verletzungen. Zehn weitere Mitarbeiter stehen laut Staatsanwalt Marin unter Schock. In ersten Berichten war von fünf Verletzten die Rede gewesen. Nach Angaben des Staatsanwalts ist die Kanzlei vorwiegend mit Zivil- und Wirtschaftsfällen befasst. Adressat des Pakets sei offenbar ein Mitarbeiter der Kanzlei gewesen.
Laut den Ermittlern explodierte die Paketbombe im vierten Stock des Gebäudes am Boulevard Malesherbes. Sarkozys ehemalige Kanzlei liegt im ersten Stock, wie der künftige Vorsitzende der Pariser Anwaltskammer, Christian Charrière-Bournazel, mitteilte. Zwar liege die Stiftung zum Gedenken an den Holocaust ebenfalls im vierten Stock, doch gebe es keinen Hinweis darauf, dass sie Zielscheibe gewesen sein könnte, sagte Charrière-Bournazel.
Innenministerin Michèle Alliot-Marie sprach von einer "feigen und abscheulichen Tat". Sie verließ vorzeitig das EU-Innenministertreffen in Brüssel und begab sich gemeinsam mit dem Pariser Polizeichef Michel Gaudin persönlich zum Tatort. Nach ihren Worten wird derzeit in alle Richtungen ermittelt. Sie betonte ebenfalls, dass der Anschlag offenbar einem Mitglied der Kanzlei gegolten habe.
Der letzte tödliche Anschlag in Paris liegt fast genau elf Jahre zurück. Zielscheibe war damals die S-Bahn-Station Port-Royal im fünften Pariser Bezirk. Vier Menschen kamen ums Leben, rund 170 wurden verletzt. Die Hintergründe der Tat wurden nie aufgeklärt.