Entrüstung über Ahmadinedschads Weihnachtsansprache im britischen TV

London. Ein britischer Fernsehsender hat eineWeihnachtsansprache des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschadausgestrahlt und damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Channel 4sendete die Grußbotschaft am ersten Feiertag als „Alternative“ zurtraditionellen Weihnachtsansprache der Königin.

Politiker,Menschenrechtler sowie Israelis nannten die Entscheidung des Senderseinen „Skandal“ und bezeichneten Ahmadinedschads Grußwort an dieChristen als irreführend und gefährlich. Der ultrakonservativeiranische Präsident ist unter anderem wegen seiner Israel-Feindschafteiner der umstrittensten Politiker der Welt.

In der Rede, die mit englischen Untertiteln ausgestrahlt wurde,wünschte Ahmadinedschad den Christen ein friedliches Neues Jahr undfordert mehr Besinnung auf religiöse Werte. Der „allgemeine Wille“ derNationen sei es, zu „menschlichen Werten“ zurückzufinden.

Ahmadinedschad sagte weiter, wenn Jesus heute auf der Welt wäre, würdeer gegen „Kriegstreiber, Besatzer, Terroristen und Tyrannen“ vorgehen.„Er würde ohne Zweifel gegen die tyrannische Politik dervorherrschenden, globalen wirtschaftlichen und politischen Systemekämpfen.“

Die britische Regierung kritisierte die Botschaft als beleidigend.Ahmadinedschad habe während seiner Amtszeit „eine Reihe entsetzlicherantisemitischer Äußerungen“ gemacht. „Die britischen Medien haben dasRecht, ihre eigenen redaktionellen Entscheidungen zu treffen“, sagteeine Sprecherin des Außenministeriums. „Aber diese Einladung wird nichtnur hier, sondern auch im Ausland als Beleidigung empfunden und sorgtfür Irritationen.“ Die Islamische Republik Iran wird unter anderembeschuldigt, an der Atombombe zu bauen.

Der Schattenaußenminister der Konservativen, William Hague, nannte dieAusstrahlung „bizarr und töricht“. Ahmadinedschad für die Anspracheauszuwählen, hinterlasse den falschen Eindruck, als komme er inGroßbritannien mit seinen Ansichten gut an.

Der israelische Botschafter in London, Ron Prosor, kritisierte dieSendung als „geschmacklos und eine pervertierte Ironie“, da im IranMenschen, die zum Christentum konvertierten, verfolgt würden. DerMenschenrechtler Peter Tatchell erklärte, Ahmadinedschad sei einer der„blutrünstigsten Tyrannen der Welt“.

Auch Homosexuellen-Verbände undbritische Abgeordnete kritisierten die Rede als Legitimierung einesPolitikers, der den Holocaust infrage stelle, Menschenrechte verletzeund im eigenen Land gegen Christen vorgehe. Es werde damit einem„gefährlichen Fanatiker eine unangefochtene Plattform“ geboten, sagtedie Labour-Abgeordnete Louise Ellman.

Channel 4 erklärte dagegen, er wollte ein alternative Weltanschauungzeigen. Die Beziehungen zwischen dem Westen und dem Iran würden 2009eine entscheidende Rolle spielen, weshalb Ahmadinedschad ausgewähltworden sei. Im Vorspann der Ansprache wies der Sender ausdrücklich aufdie Probleme im Iran hin.

Der Sender Channel 4, der sich privat finanziert, aber einenöffentlichen Auftrag hat, hat mit seinen jährlichen alternativenWeihnachtsansprachen schon öfter für Wirbel gesorgt. In diesem Jahrwurde die Botschaft aber ausnahmsweise nicht gleichzeitig mit derAnsprache der Queen, die von BBC und ITV übertragen wurde, gesendet,sondern einige Stunden später.

Zu den früheren Rednern gehörten derbritische Komiker Sacha Baron Cohen („Borat“) sowie ein Elternpaar,dessen Sohn ermordet wurde. 2006 trat eine verschleierte Muslimin auf,die den damaligen Innenminister Jack Straw wegen seiner Kritik amGesichtsschleier angriff.