Entsetzen in Europa über das amerikanische Finanzchaos

Bundeskanzlerin Merkel und die EU-Kommission fordern die USA auf, den Rettungsplan schnell zu beschließen.

Berlin. Nach dem Scheitern des milliardenschweren Rettungspakets für den US-Finanzsektor haben europäische Politiker die USA zur Verantwortung gerufen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte gestern, dass der US-Kongress den Bankenplan noch in dieser Woche verabschieden müsse.

Die EU-Kommission nannte das Abstimmungsergebnis im Kongress "enttäuschend". Während die Regierungen von Frankreich, Belgien und Luxemburg den Finanzkonzern Dexia mit 6,4Milliarden Euro stützten, wurde in Deutschland über das Milliardenengagement des Bundes für die Rettung des strauchelnden Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) diskutiert.

"Die Bundesregierung erwartet, und ich erwarte, dass in den Vereinigten Staaten das Rettungspaket in dieser Woche verabschiedet wird, weil dies die Voraussetzung ist, dass neues Vertrauen auf den Märkten entstehen kann", sagte Merkel gestern am Rande einer Unionsfraktionssitzung in Berlin.

Angesichts dramatischer Kursverluste an den Börsen haben US-Präsident George W. Bush und Finanzminister Henry Paulson weitere Initiativen angekündigt. Beide wollten mit führenden Politikern der Republikaner und der Demokraten im Kongress zusammentreffen, um doch noch eine Lösung zu finden.

Zugleich signalisierten Parlamentarier beider Parteien ihre Gesprächsbereitschaft. Eine Strategie aber, wie weitere Unruhe auf den internationalen Finanzmärkten zu verhindern ist, ließen die Beteiligten nicht erkennen.

Der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate wird nach seiner Rettung in letzter Sekunde durch Bund und Banken radikal umgebaut. Angestrebt sei eine geordnete Neustrukturierung durch einen Verkauf der Bankentöchter oder deren Vermögenswerten, heißt es in einem Schreiben von Bundesbank und der Finanzaufsicht Bafin.