Erdogan ruft das „Ende der Toleranz“ aus
Der türkische Ministerpräsident lässt den Taksim-Platz in Istanbul gewaltsam räumen.
Istanbul. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan setzt auf die Politik der harten Hand. Am Dienstag räumte die Polizei Barrikaden um den Taksim-Platz in Istanbul und versuchte, die Demonstranten mit Tränengas zu vertreiben. Der Regierungschef rief das „Ende der Toleranz“ aus. Dennoch strömten am Dienstagabend erneut tausende Demonstranten zum Taksim-Platz.
Am Morgen gegen 7 Uhr war die Polizei auf den Platz im Zentrum von Istanbul vorgerückt. Wasserwerfer und gepanzerte Wagen bezogen Stellung. Schwer gerüstete Einsatzkräfte feuerten Tränengas, während sich Demonstranten in den angrenzenden Gezi-Park zurückzogen, der zum Symbol der Proteste geworden ist. Über Stunden dauerten die Zusammenstöße an. Immer wieder knallten die Tränengasgranaten der Polizei in Richtung der Demonstranten. Rauch stand über dem Platz. Notarztwagen kamen aus dem Chaos gefahren.
„Wir werden nicht nur die Proteste beenden. Wir werden Provokateure und Terroristen verfolgen. Niemand wird davonkommen“, sagte Erdogan derweil vor Parlamentsabgeordneten seiner islamisch-konservativen AKP in Ankara. „Was hätten wir denn machen sollen. Etwa vor diesen Leuten niederknien und sagen, bitte hängt eure Banner ab?“
Tatsächlich geht die Polizei in ganzer Breite gegen Protestierende vor. Auch im Istanbuler Zentralgericht Caglayan rückte die Polizei an, nachdem sich Anwälte dort dem Protest gegen die Regierung Erdogan und den Polizeieinsatz anschlossen hatten. Videoaufnahmen zeigten Tumulte, Buh-Rufe der Umstehenden erschallten. Die Polizei habe mindestens 50 demonstrierende Juristen abgeführt, hieß es.
„Erdogan hat nichts verstanden. Ich habe befürchtet, dass es so kommt“, sagte eine Demonstrantin. Weichen will die Protestbewegung nicht.