Frauen auf den Thron: Briten fordern die Krone für die Erstgeborene

Der Premierminister will die Monarchie umkrempeln: Töchter sollen das Zepter in die Hand nehmen, auch wenn sie Brüder haben.

London. Angestaubt, konservativ und frauenfeindlich: Seit mehr als 300 Jahren gibt es im britischen Staatenbund Commonwealth ein Gesetz, das die Thronfolge regelt. Nun will die britische Regierung es abschaffen.

Sollte das gelingen, steht dem Erstgeborenen von Prinz William und seiner Frau Catherine die Krone zu — egal, ob Mädchen oder Junge.

Ganz England wartet seit der Prunkhochzeit im April auf die frohe Kunde, dass Herzogin Kate Nachwuchs erwartet. Nach der bisherigen Regelung sieht es für das Kind dann so aus: Sollte das Kronprinzenpaar erst ein Mädchen und dann einen Jungen bekommen, hätte dieser das Recht auf den Thron. Einfach nur deshalb, weil er männlich ist. Genug der Diskriminierung, sagt der konservative Premierminister David Cameron und schlägt eine Reform vor.

Dafür braucht er aber die Zustimmung aller 16 Länder, in denen die Queen Staatsoberhaupt ist — unter anderem Australien, Kanada und Indien. Was sie nebenbei bemerkt nur der Tatsache zu verdanken hat, dass sie keinen Bruder, sondern eine jüngere Schwester hat. Australien hat am Montag verlauten lassen, dass es Camerons Plan für die Primogenitur, so der Fachbegriff für das Erbfolgeprinzip durch den Erstgeborenen, unterstützt.

Wo der Premier schon einmal dabei ist, Diskriminierung in der Monarchie zu bezwingen, soll auch gleich das Verbot von Ehen mit Katholiken für Thronfolger abgeschafft werden. Bisher dürfen Thronfolger zwar Partner aus allen Religionen der Welt ehelichen. Eine Eheschließung mit Katholiken jedoch führt zur Streichung aus der Thronfolge.

Übrigens: Nicht nur für die Briten ist die Erbfolge ein heikles Thema. Auch Schweden stand einst vor demselben Problem. Dort wurde aber bereits 1980 das Gesetz geändert, damit Prinzessin Victoria demnächst den Thron besteigt — und nicht ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Carl Philip.