Freiflug: Massive Kritik an Verdi-Chef Bsirske

Nach dem angeblichen Gratisflug von Frank Bsirske fordern Politiker von Union und FDP Konsequenzen.

Berlin. Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske steht wegen eines Gratisflugs mit der Lufthansa in einen Südsee-Urlaub unter massiver Kritik. Einzelne Politiker legten dem Chef der Dienstleistungsgewerkschaft den Rücktritt nahe. Rückendeckung erhielt er dagegen aus Gewerkschaftskreisen.

Ein ver.di-Sprecher bestätigte den Freiflug kurz vor dem Streik dem Gewerkschaft bei der Lufthansa (LH). Er sprach von einer „üblichen Regelung“. Bsirske ist Mitglied des LH-Aufsichtsrats. Als solches steht ihm ein Kontingent an Freiflügen zu. Ein Unternehmenssprecher sagte der dpa am Sonntag, rechtlich gebe es aus Sicht der Lufthansa nichts über den Flug zu diskutieren.

Ver.di-Sprecher Harald Reutter bestätigte am Samstag im WDR- Hörfunk, dass Bsirske umsonst in der 1. Klasse in den Urlaub geflogen sei. Der Flug sei von Frankfurt nach Los Angeles gegangen. Den Anschlussflug zu seinem Urlaubsort habe Bsirske aus eigener Tasche bezahlt.

Der Flug sei im Rahmen der für Lufthansa-Aufsichtsräte üblichen Regelungen erfolgt. Bsirske, stellvertretender Vorsitzender des LH-Kontrollgremiums, mache von der Freiflug-Möglichkeit äußerst zurückhaltend Gebrauch. Den dadurch entstandenen finanziellen Vorteil werde er selbstverständlich ordnungsgemäß versteuern. Laut „Bild“ kostete der Flug Bsirskes mit seiner Frau bei normaler Buchung pro Person mindestens 10 000 Euro.

FDP-Generalsekretär Dirk Niebel sagte der „Bild“-Zeitung: „Herr Bsirske soll in der Südsee bleiben. Wenn er jetzt nicht zurücktritt, sollten ihm die Gewerkschafter den Stuhl vor die Tür setzen.“

In der „Bild am Sonntag“ verlangte der stellvertretende FDP-Vorsitzende Rainer Brüderle: „Herr Bsirske muss sofort seinen Urlaub abbrechen und seiner Gewerkschaft ver.di den Vorgang erklären.“ Ähnlich äußerte sich auch der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder.

CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer sagte der „Welt am Sonntag“: „Das ist bei Gewerkschaftsfunktionären leider nichts Neues: Diejenigen, die den moralischen Zeigefinger am höchsten heben, halten am ungeniertesten die Hand auf. Damit verraten Leute wie Bsirske die Anliegen der Mitglieder, die sie gewählt haben.“

Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) bezeichnete Bsirskes Verhalten in der „Passauer Neuen Presse“ als „typisch für die Linken und die Grünen“ und meinte: „Von daher regt mich das nur eingeschränkt auf, weil ich nichts anderes erwartet habe.“

Der Vorsitzende der Mittelstandsunion der CSU, Hans Michelbach, sagte der „Bild“-Zeitung: „Bsirske agiert nach dem Motto: links reden, rechts leben. Eigentlich müsste er jetzt zurücktreten. Er hat seine Leute während des Arbeitskampfes im Stich gelassen.“

Der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand der CDU/CSU-Fraktion, Michael Fuchs (CDU), sagte der Zeitung: „Das Verhalten ist unglaublich. Ich fordere Herrn Bsirske auf, sein Aufsichtsrats-Mandat bei Lufthansa niederzulegen.“

Die ehemalige Vize-Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Ursula Engelen-Kefer, nahm Bsirske dagegen in Schutz. „Ich habe Frank Bsirske als jemanden kennengelernt, der sich sehr für die Interessen seiner Mitglieder eingesetzt hat. Er hat dabei immer seine persönlichen Interessen zurückgestellt“, sagte sie der „Welt am Sonntag“. Ver.di-Sprecher Reutter wies die Kritik an Bsirske und die Rücktrittsforderungen als absurd zurück.