Hoffnung auf sinkende Preise an den Zapfsäulen
Öl ist in den vergangenen Tagen billiger geworden. Die Spekulationblase ist angekratzt, aber noch nicht geplatzt.
New York. Monatelang kannte der Ölpreis nur eine Richtung - nach oben. Fast täglich wurden Rekorde notiert, Experten zeichneten düstere Preis-Szenarien. Doch klammheimlich hat der Ölpreis den Rückzug angetreten. Auch an den Zapfsäulen hat sich die Lage etwas entspannt, wenn auch auf recht hohem Niveau.
Die Ölpreise sind zuletzt deutlich gesunken. Nach seinem bisherigen Höchststand bei 147 Dollar pro Barrel (159 Liter) ist der Kurs auf rund 126 Dollar eingebrochen. Ein Grund dafür ist der erwartete Rückgang der Nachfrage in den Industriestaaten wegen der sich abkühlenden Konjunktur.
Doch Experten warnen vor zu viel Euphorie: "Wir erleben beim Ölpreis derzeit allenfalls einen zyklischen Abschwung, aber keine Trendumkehr", sagt Rainer Wiek vom Energie Informationsdienst. Für Ölpreisprognosen gebe es zu viele Unsicherheitsfaktoren, wie beispielsweise die Lage im Iran und die beginnende Hurrikan-Saison in den USA.
Zwar würden viele Spekulanten derzeit verkaufen und so den Preis nach unten drücken. Die Spekulationsblase, einer der Hauptgründe für den starken Preisanstieg, sei aber nur "angekratzt". Geplatzt sei sie erst bei einem Preis von unter 100 Dollar je Barrel.
Experten machen den Kunden ein wenig Hoffnung. Die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen, Gertrud Traut, geht von einem durchschnittlichen Literpreis von 1,30 Euro in den kommenden Wochen aus. Voraussetzung sei, dass der Euro stark bleibe.
Damit wäre Benzin fast 30 Cent günstiger als beim Rekord Anfang Juli. Damals waren für einen Liter im Durchschnitt 1,58 Euro fällig. Auf den gesamten Monat Juli betrachtet mussten Autofahrer im Schnitt 1,52 Euro für Benzin und 1,48 Euro für Diesel bezahlen.
Die Heizöltanks vieler Haushalte sind nicht einmal mehr halb gefüllt. Trotz der jetzt sinkenden Ölpreise zögern viele Verbraucher mit einer Bestellung und hoffen auf einen noch günstigeren Zeitpunkt für den Kauf. Rainer Wiek rät Verbrauchern, nur Teilmengen zu ordern. Doch beim Heizöl wird der Preis nicht nur vom Ölhandel bestimmt, sondern auch von der Nachfrage nach Diesel. Und die ist weltweit gestiegen.
Vor allem die weltweit führenden Ölkonzerne verbuchen im zweiten Quartal drastische Gewinnsprünge. Branchenprimus ExxonMobil verkündete einen Rekord-Nettogewinn von knapp 11,7 Milliarden Dollar (7,5 Milliarden Euro) - doch selbst damit enttäuschte er noch die Erwartungen von Branchenkennern. Der britisch-niederländische Gigant Royal Dutch Shell, die Nummer zwei weltweit, vermeldete einen Gewinnsprung um ein Drittel auf 11,6 Milliarden Dollar.