„Geheimtreffen“ von Gesine Schwan mit Gysi

Linke stellt der SPD Bedingungen. CSU: „Jetzt zeigt Schwan ihr wahres Gesicht.“

Berlin. Der "Spiegel" meldete aufgeregt ein "Geheimtreffen". Das Büro von Gesine Schwan, der SPD-Kandidatin für die Bundespräsidentenwahl im Mai 2009, wusste nur von einem "vertraulichen Gespräch". Und für Gregor Gysi, Fraktionschef der Linken im Bundestag, war es gar nur ein "privates Gespräch".

Was auch immer da am Donnerstagabend im Haus von Gesine Schwan in Berlin-Nikolassee stattgefunden hat, es brachte wieder Bewegung in das jüngst sehr abgekühlte Verhältnis der SPD-Kandidatin zur

Linken, auf deren Stimmen sie in der Bundesversammlung angewiesen ist, will sie tatsächlich die Köhler-Nachfolge antreten.

Ganz offenbar ging es bei dem Gespräch zwischen Schwan und Gysi um die Bedingungen, unter denen die Linke die Wahl der SPD-Kandidatin zu unterstützen bereit ist. Schwan hatte zuvor allen im Bundestag vertretenen Fraktionen ein Vorstellungsgespräch angeboten. SPD und Grüne nahmen das Angebot an, die Union lehnte brüsk ab: Das sei "weder sinnvoll noch notwendig", so Fraktionschef Volker Kauder.

Zwischen Linksfraktionschef Gysi und Schwan kam es zu einem Briefwechsel, der dann zu dem jüngsten Treffen führte.

Dabei spielten auch die Angriffe Schwans auf den Linkspartei-Vorsitzenden Oskar Lafontaine eine Rolle: Schwan hatte Lafontaine einen "Demagogen" genannt, der "keine Antworten" habe. Linken-Sprecher Bodo Ramelow hatte darauf erklärt, eine Unterstützung Schwans hänge davon ab, dass es zuvor zu Gesprächen der Parteichefs komme und sich das Verhältnis beider Parteien normalisiere.

Ramelow: "Die SPD hat den Luxus, für Gespräche mit uns aus zwei Vorsitzenden auswählen zu können." Gemeint sind die Co-Vorsitzenden Bisky und Lafontaine. Da Lafontaine unter seinen ehemaligen Genossen als rotes Tuch gilt, kommt nur Bisky in Frage.

Offiziell will die Linke erst nach der Landtagswahl in Bayern am 28. September entscheiden, ob sie mit einem eigenen Kandidaten in die Bundespräsidentenwahl geht. Hinter den Kulissen sucht die Partei aber schon nach einer Kandidatin, die sich in zwei aussichtslose Wahlgänge schicken lässt, um dann im dritten entscheidenden Wahlgang zugunsten Schwans zu verzichten. Entscheidend ist die Wahl in Bayern.

Erst dann steht fest, ob es tatsächlich eine "linke" Mehrheit aus SPD, Grünen und Linken in der Bundesversammlung gibt. Die CSU, die um ihre absolute Mehrheit bangen muss, nahm deshalb auch das Treffen von Schwan und Gysi dankbar auf: "Jetzt zeigt Schwan ihr wahres Gesicht", erklärte gestern CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer. Wer sich von der Linken zum Bundespräsidenten wählen lasse, "der schreckt auch bei der Bundeskanzlerwahl davor nicht zurück".