Gas und Strom: Energiepreise - Rufe nach Sozialtarifen

DGB-Chef Sommer warnt: „Es droht der erste Winter seit langem, in dem Zehntausende wieder frieren müssen.“

Berlin. Angesichts der Preiserhöhungen bei Strom und Gas wird die Forderung nach Sozialtarifen lauter. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), SPD-Politiker, Grüne und die Linke schlugen am Wochenende Alarm.

"Aufgrund der drastisch gestiegenen Energiepreise dürften viele Mieter, Wohnungs- und Hauseigentümer ihre Kosten für Heizöl, Gas oder Kohle nicht mehr bezahlen können", warnte DGB-Chef Michael Sommer. "Es droht der erste Winter seit langem zu werden, in dem zehntausende Deutsche frieren müssen."

Sommer rief zu raschem Handeln auf: "Frieren ist genauso schlimm wie Hungern. Das kann keine Regierung hinnehmen." Die Versorger sollten verpflichtet werden, eine festgelegte Menge an Strom und Gas zu einem niedrigeren Preis an jeden Haushalt abzugeben. Bei Öl- und Kohleheizung solle es pro Haushalt einen Gutschein geben. Finanziert würden die Sozialtarife nach dem DGB-Konzept aus gestiegenen Gewinnen der Energiekonzerne.

SPD-Vorstandsmitglied Hermann Scheer kündigte eine Gesetzesinitiative an. "Wir wollen erreichen, dass Bundestagsfraktion und Bundespartei ab September einen Entwurf für Sozialtarife bei Strom und Heizung ausarbeiten", sagte Scheer. Der Fraktionschef der Linken, Gregor Gysi, sagte, die Politik müsse "die Energiekonzerne zwingen, Sozialtarife anzubieten, damit wir in Deutschland keine Kältetoten bekommen".

Der Parteivorsitzende der Grünen, Reinhard Bütikofer, fordert eine Änderung der Stromtarife. Derzeit bekomme den günstigsten Strom, wer am meisten verbrauche. "Warum macht man das nicht andersrum, dass die ersten 500 oder 1000 Kilowattstunden günstiger sind?"

Mindestens einer Million Kunden im Jahr wird nach Angaben des Bundes der Energieverbraucher zeitweilig Strom und Gas wegen Zahlungsrückständen gesperrt. Die Zahl werde steigen, da in diesem Jahr die Kosten eines durchschnittlichen Haushalts um 300 Euro stiegen.