Gefährliche Keime im Geflügel
Belastetes Fleisch kann bei Menschen Infektionen auslösen, gegen die Antibiotika nicht mehr wirken.
Düsseldorf. Hähnchenfleisch aus deutschen Supermärkten ist offenbar zu großen Teilen mit riskanten Keimen belastet. Das legt ein Test des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) nahe, bei dem 20 Hähnchenfleisch-Proben aus Geschäften in Köln, Hamburg, Berlin, Nürnberg und der Region Stuttgart untersucht wurden.
Das Ergebnis: Die Hälfte der Proben war mit Darmbakterien oder Staphylokokken belastet. Diese Keime können beim Menschen Infektionen auslösen, die dann nur noch schwer oder gar nicht mit Antibiotika behandelbar sind.
Ursache ist aus Sicht des BUND der großzügige Einsatz von Antibiotika in der Tiermast. Erst im November hatte das NRW-Verbraucherschutzministerium herausgefunden, dass 96 Prozent aller Masthähnchen im Land damit gefüttert werden. Schon damals hieß es: Wenn die Tiere deshalb resistente Keime bilden, könnte dies für Menschen gefährlich werden.
Die Stichprobe des BUND zeigt jetzt, dass eine großflächige Keimbelastung bereits Tatsache ist. Pikant daran: Diese Erkenntnis lag längst vor. Wie eine Nachfrage unserer Zeitung ergab, hat das Bundesamt für Risikobewertung bereits im Jahr 2008 die Dimensionen des Problems erkannt. Eine bislang wenig beachtete Studie ergab, dass 15 Prozent des bei Lebensmittelkontrollen untersuchten Schweinefleischs resistente Keime enthalten, beim Rind lag der Anteil bei zwölf Prozent. Huhn war zu 22 Prozent belastet, Pute zu 42 Prozent.
Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) kündigte gestern einen Gesetzesentwurf an, der den Antibiotika-Einsatz in der Mast einschränken soll.