Großbritannien: David Cameron auf der Zielgeraden
Großbritannien steht vor einem Machtwechsel.
London. Es hörte sich wie das Eingeständnis der eigenen Niederlage an. Der britische Premierminister Gordon Brown blickte bleich in die Kamera: "Wenn die Lage so ist wie jetzt, weiß ich, dass in acht Tagen vielleicht David Cameron im Amt ist", sagte er bei der dritten und letzten TV-Debatte vor der Wahl.
Wie schon bei den anderen Debatten landete der Chef der Labour-Partei auf dem letzten Platz. Und das, obwohl es um sein Lieblingsthema ging, die Wirtschaft. Sein Herausforderer von den konservativen Tories, David Cameron, wurde dagegen zum Spitzenreiter.
Wenige Tage vor der Wahl am nächsten Donnerstag deutet immer mehr auf einen Sieg der Tories hin. "David Cameron ist auf dem Weg in die Downing Street", schrieb sogar die Labour-freundliche Zeitung "The Guardian". Browns Fauxpas, bei dem er über eine Wählerin geschimpft hatte und dabei erwischt wurde, hat Labour einen Schritt weiter an den Abgrund getrieben.
Die Last für Brown war riesig: Ein im Fernsehen ausgetragener Wahlkampf ist eben nichts für einen, der nicht gerne im Scheinwerferlicht steht. Da hilft das beste Medientraining nichts. "Er war zu negativ", räumte ein Labour-Mitglied ein.
Aus einem "Rennen mit drei Pferden" zwischen Cameron, Brown und dem Chef der Liberaldemokraten, Nick Clegg, scheint eines mit zwei Pferden geworden zu sein. Vermutlich braucht Cameron die Unterstützung der Liberalen, um den Spitzenposten zu bekommen. Die winden sich jedoch um eine Koalitionsaussage herum.
Der Hype um Verlierer oder Gewinner der TV-Debatten, die erstmals in der britischen Geschichte stattgefunden haben, täuscht über die wahren Probleme des Landes hinweg. Großbritannien ist mit umgerechnet 187 Milliarden Euro haushoch verschuldet. Doch vor der Wahl rückt keine Partei mit Sparplänen heraus.
Zwar verkauft sich Brown als Experte für Wirtschaftsthemen. Doch bei der Debatte warf er mit Zahlen um sich, was dem Publikum eher fremd blieb. Auch hat er zehn Jahre als Finanzminister selbst das Loch gegraben, in dem die Briten nun sitzen. Der öffentliche Sektor ist aufgebläht und verschlingt zu viel Geld, kritisierte das Magazin "The Economist". "Das ist eine Zeitbombe, für deren Entschärfung Brown schlecht ausgerüstet ist."