Arbeitsmarkt: Deutsches Job-Wunder überrascht
Starker Frühjahrsaufschwung lässt die Zahl der Erwerbslosen deutlich sinken. Auch die Kurzarbeit geht zurück.
Nürnberg. Allen Krisenszenarien zum Trotz: Das deutsche Job-Wunder geht weiter. Nach dem langen Winter hat der Arbeitsmarkt im April von einem überraschend starken Frühjahrsaufschwung profitiert. Die Zahl der Jobsuchenden sank um 162000 auf gut 3,4 Millionen. Somit waren 178000 Menschen weniger ohne Beschäftigung als noch vor einem Jahr.
"Das ist angesichts der konjunkturellen Rahmenbedingungen eine erfreuliche Entwicklung", kommentierte Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), eher zurückhaltend. Andere Experten zeigten sich deutlich euphorischer: "Das ist eine fast sensationelle Entwicklung", sagte Postbank-Analyst Heinrich Bayer. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) nannte den Arbeitsmarkt gar einen "Fels in der Brandung".
Allerdings wäre die Lage ohne eine Änderung der Statistik im vergangenen Mai nicht ganz so positiv. Seitdem werden etwa 170000 Arbeitslose nicht mehr aufgeführt. Ohne diesen Sondereffekt läge die Zahl der Arbeitslosen minimal über dem Vergleichswert vom Vorjahr. Doch nach der neuen Zählweise nahm die Arbeitslosenquote im April um 0,4 Punkte auf 8,1 Prozent ab (Vorjahr 8,6 Prozent).
Auch die saisonbereinigte Zahl der Arbeitslosen ging um 68 000 auf 3,285 Millionen nach unten. "Dies lässt auf eine konjunkturbedingte Verbesserung am Arbeitsmarkt schließen", so Weise.
Dass die Folgen der Wirtschaftskrise moderat bleiben, liegt an der Kurzarbeit. Doch selbst auf diese Notlösung müssen Firmen seltener zurückgreifen. Während im Januar noch 80000 Anzeigen für Kurzarbeit eingingen, waren es im April wohl nur noch 40000 bis 45 000.
Die Auftragsbücher vieler Unternehmen sind wieder gut gefüllt: Angetrieben von der Nachfrage aus dem Ausland haben etwa Daimler, Bayer und VW glänzende Quartals-Gewinne verbucht und ihre Prognosen deutlich angehoben. Unterstützung erhalten sie vom schwächelnden Euro, der deutsche Waren im Ausland billiger macht.
BA-Chef Weise warnte dennoch vor allzu optimistischen Erwartungen. Die wirtschaftliche Lage in Deutschland bleibe unsicher - viele Staaten kämpften mit sehr hohen Verschuldungen, und auch die Banken seien noch nicht über den Berg.