900 000 Arbeitslose ohne jede Perspektive
Obwohl der Arbeitsmarkt brummt, bleibt eine Gruppe dauerhaft ohne Chance zurück.
Nürnberg. Die Bundesagentur für Arbeit warnt, dass die Bekämpfung der Erwerbslosigkeit schwieriger wird — denn immer mehr Menschen sind seit langer Zeit arbeitslos.
Nach dem Gesetz gilt als arbeitslos, wer keine Beschäftigung hat, einen sozialversicherungspflichtigen Job sucht, sich bei den Behörden persönlich arbeitslos gemeldet hat und für Vermittlungsbemühungen zur Verfügung steht. Dauert dieser Zustand mehr als ein Jahr an, gilt der Betroffene als langzeitarbeitslos.
Seit dem Greifen der 2005 eingeführten Hartz-Reformen ist die Langzeitarbeitslosigkeit stetig zurückgegangen. So sank die Zahl der dauerhaft Erwerbslosen in den vergangenen fünf Jahren von 1,7 Millionen auf 886 000 (Juni 2011). Die Zahl aller Arbeitslosen hingegen sank nur um gut ein Drittel auf unter drei Millionen.
Der prozentuale Anteil der Langzeitarbeitslosen unter allen Jobsuchenden wird größer — gerade auch im jetzigen Aufschwung. Denn bei brummender Konjunktur werden weniger Menschen neu arbeitslos und frisch Entlassene finden oft schnell wieder neue Jobs.
Wer aber lange aus dem Berufsleben draußen ist, hat schlechte Chancen. Deshalb ist ein immer größerer Anteil der Jobsuchenden schwer zu vermitteln ist, weil er älter, schlecht qualifiziert oder lange arbeitslos ist.
Ja, sie sind enorm. So findet sich vor allem in städtischen Ballungsgebieten und strukturschwachen Regionen ein hoher Anteil an Langzeitarbeitslosen, ein niedriger wird hingegen in Süd- und Südwestdeutschland verzeichnet.
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will die Zahl der Förderinstrumente auf die effektivsten zusammenstreichen — und so bis 2015 acht Milliarden Euro sparen. Und zwar im Haushalt der Bundesagentur für Arbeit. Die Ministerin wolle Arbeitslose passgenauer als bisher fördern mit dem Ziel, ihnen rasch den Weg in Beschäftigung zu ebnen
Der Zuschuss für arbeitslose Existenzgründer soll in eine Ermessensleistung umgewandelt werden. Stark beschnitten werden sollen Ein-Euro-Jobs. Denn sie haben aus Sicht von der Leyens die Chancen von Hartz-IV-Empfängern auf dauerhafte, reguläre Beschäftigung nicht erhöht.
Aus Sicht von Opposition, DGB und Sozialverbänden: nichts. Demnach besiegelt die Regierung mit der „Sparorgie“ allein den schleichenden Tod der Hilfen für Langzeitarbeitslose und legt die Axt an die öffentlich geförderte Beschäftigung. Kritiker warnen, mit der Reform werde ein Kern von 400 000 schwer vermittelbaren Menschen dauerhaft abgehängt.