Papstrede spaltet Bundestag
Die Rede des Oberhauptes der katholischen Kirche im Parlament führt zu Streit. Der Vatikan übt harsche Kritik.
Düsseldorf. Der Besuch von Papst Benedikt XVI. von Donnerstag bis Sonntag nächster Woche schlägt in der deutschen Politik und im Vatikan hohe Wellen.
Nachdem mehr als 100 Abgeordnete der Linken, der SPD und von den Grünen angekündigt haben, der für Donnerstag geplanten Rede Benedikts im Bundestag fernbleiben zu wollen, übte der deutsche Kurienkardinal Walter Brandmüller über die „Bild“-Zeitung am Donnerstag harsche Kritik.
„Die Abgeordneten müssen sich der Wirkung dieser Art von Protest im Ausland bewusst sein“, sagte Brandmüller. „Sie verstärken dadurch das Bild vom hässlichen Deutschen, das leider immer noch existiert.“ Der Kurienkardinal arbeitet im Umfeld des Papstes im Vatikan.
Kritiker der Rede Benedikts vor dem Parlament argumentieren mit der Trennung von Kirche und Staat in Deutschland. Bei der Vorsitzenden der Grünen, Claudia Roth, stoßen sie damit auf Verständnis.
„Das Recht auf freie Meinungsäußerung darf nicht eingeschränkt werden, wenn ein Staatsoberhaupt nach Deutschland kommt. Auch nicht, wenn es der Papst ist.“ Sie selbst werde sich die Rede aber anhören.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann attestierte den Boykotteuren hingegen „Unfähigkeit zur inhaltlichen Auseinandersetzung“ und sprach von einem „geistigen und politischen Armutszeugnis“.
Trotz des Boykotts rechnet Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) damit, dass alle Plätze im Bundestag besetzt sein werden, wenn der Papst spricht. Auf leeren Stühlen sollen Ersatzleute Platz nehmen.
Für seinen ersten offiziellen Staatsbesuch in Deutschland hat Papst Benedikt als Stationen Berlin, Erfurt und Freiburg ausgewählt.
Polizei und Sicherheitsbehörden bereiten sich akribisch vor. So muss auf Anordnung eines Düsseldorfer Gerichts ein Terrorhelfer der islamistischen Sauerland-Gruppe seinen Wohnort Freiburg verlassen. Der Mann (26) war im Juli unter Auflagen aus der Haft entlassen worden.