Die grüne Energie: Vom Zwerg zum Riesen
Ein neuer Report belegt die immensen Potenziale der neuen und sanften Technologien.
Abu Dhabi. Die erneuerbaren Energien sind in Deutschland im Aufschwung. Windräder kreisen im Norden des Landes, im Süden werden immer mehr Dächer mit Solarenergie bestückt. Trotz aller Investitionen weltweit hatten die modernen alternativen Energiequellen Wind, Sonne und Erdwärme 2008 zusammen jedoch gerade einmal einen Anteil von 0,4 Prozent am Energiemix.
Das geht aus dem neuen Report des Weltklimarates IPCC hervor, dessen Hauptthesen am Montag in Abu Dhabi vorgestellt wurden. Zählt man Bio-Energie wie Holzschnitzel und Biotreibstoff sowie Wasserkraft hinzu, kommt man auf rund sieben Prozent.
Doch die „Neuen“ legten in den vergangenen Jahren kräftig zu: Trotz der Finanzkrise wuchs die Windkraft 2009 weltweit um 32 Prozent und Solarstrom um 53 Prozent. Am eindrücklichsten sieht der Zuwachs im Strombereich aus: Im Zeitraum 2008/ 2009 wurde weltweit eine Kraftwerksleistung von 300 Gigawatt (Milliarden Watt) installiert — 140 Gigawatt stammten davon aus erneuerbaren Energien.
So sieht einer der drei leitenden Autoren des Reports, Prof. Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, gute Chancen dafür, dass die erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2050 auf 77 Prozent vom gesamten Energiemix kommen könnten.
Diese Zahl hatte der Weltklimarat in seinem 900 Seiten umfassenden Report berechnet. Noch sei der Anteil der erneuerbaren Energien gering: „Es gibt Hinderungsgründe wie Subventionen (der fossilen Energieträger), fehlende Bepreisung von Kohlendioxid und lokaler Luftverschmutzung. Man muss aber auch sehen, dass Solarenergie oder Wind erst seit 2004 ziemlich stark ausgebaut werden.“
„Die Fortschritte bei den Erneuerbaren in den letzten Jahren waren beträchtlich“, betont Edenhofer. „Der Großteil der erneuerbaren Energien liegt von den Kosten her durchaus in dem Bereich, den wir heute für Kohle und Gas haben.“ Das gelte für Teile der Biomasse und — wenn Standorte richtig gewählt sind — für Solarstrom, Wind und Wasserkraft. „Wenn man die Kosten des Klimawandels bei den fossilen Energieträgern berücksichtigt, würde sich das noch mehr zugunsten der erneuerbaren Energien auswirken.“
Seit Kurzem steige der Ausstoß der Treibhausgase jedoch wieder. „Wir sind derzeit nach der Wirtschaftskrise in einer Renaissance der Kohle in ungeahntem Ausmaß. Das kommt durch China, Indien aber auch durch die USA“, sagte Edenhofer.