Die Situation älterer Arbeitsloser verschlechtert sich

Insgesamt ist die Lage günstig. Doch die über 55-Jährigen profitieren nicht.

Berlin. Trotz der allgemein günstigen Lage am Arbeitsmarkt hat sich die Situation für ältere Jobsuchende deutlich verschlechtert. Im vergangenen Jahr waren im Schnitt 544 484 Menschen der Generation über 55 arbeitslos gemeldet. Das waren gut 27 Prozent mehr als im Jahr 2008. Und das, obwohl die Arbeitslosigkeit insgesamt im gleichen Zeitraum um elf Prozent gesunken ist.

Im letzten Monat waren sogar fast 563 000 Personen aus dieser Altersgruppe als arbeitslos registriert. Das geht aus einer Datenübersicht der Bundesagentur für Arbeit hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Demnach ist 2012 auch der Anteil der Langzeitarbeitslosen an den älteren Jobsuchenden mit 47,1 Prozent wesentlich höher gewesen als der Anteil der Langzeitarbeitslosen an der Gesamtzahl der Arbeitslosen (35,6 Prozent).

Obendrein waren die älteren Arbeitssuchenden auch noch deutlich länger ohne Job als die Jüngeren. Während die Älteren im Schnitt auf 601 Tage am Stück kamen, waren es bei den Jüngeren 417 Tage. Umgekehrt beenden Personen über 55 Jahre ihre Arbeitslosigkeit wesentlich seltener durch die Aufnahme einer neuen Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt. 2012 traf das nur auf knapp jeden Fünften zu, bei den Jüngeren war es fast jeder Dritte.

Die kurzfristige Arbeitsunfähigkeit vieler Älterer ist dabei nur ein Teil der Erklärung. Nach einer gesetzlichen Regelung wurden allein im Juni fast 145 000 über 58-Jährige Hartz-IV-Empfänger nicht mehr als arbeitslos gezählt, weil sie von den Jobcentern ein Jahr lang kein Arbeitsangebot mehr bekommen haben.

Erst vor wenigen Tagen war ein Bericht des Bundesrechnungshofes bekanntgeworden, in dem die Prüfer kritisieren, dass sich die Arbeitsvermittler deutlich stärker auf aussichtsreiche Bewerber konzentrieren. Eine Sprecherin der Bundesagentur der Arbeit verwies indes darauf, dass die steigende Zahl älterer Arbeitsloser auch auf die demografische Entwicklung zurückzuführen sei: „Wenn die Arbeitnehmer altern, werden zwangsläufig auch die Arbeitslosen älter.“