Jahrhundertprozess: 120755 Jahre Haft für die Terrorbomber von Madrid
Der Nationale Gerichtshof Spaniens verurteilte 21 Angeklagte und sprach einen der Hauptverdächtigen frei. Die Täter hatten vor dreieinhalb Jahren Bombenanschläge auf Madrider Vorortzüge verübt.
Madrid. Dreieinhalb Jahre nach den Bombenanschlägen auf Madrider Vorortzüge sind drei Terroristen zu jeweils weit über 30000 Jahren Haft verurteilt worden. Zum Abschluss des "Jahrhundertprozesses" sprach der Nationale Gerichtshof in Madrid gestern sieben der insgesamt 28Angeklagten frei.
Das extreme Strafmaß ist auf das Fehlen einer "lebenslangen" Haft im spanischen Recht zurückzuführen. Bei der Urteilsfindung werteten die Richter jede Tötung als Mord, bei jedem Verletzten legten sie einen Mordversuch zugrunde und zählten sämtliche Einzelstrafen zusammen. Die Verurteilten dürfen jedoch höchstens 40Jahre lang inhaftiert werden.
Die Idee: Der Madrider Terrorplan wurde nach Aussagen der Beschuldigten ein Jahr vor dem 11. März 2004 geboren, also kurz vor Beginn des von Spanien unterstützten Irak-Krieges. Spanien müsse dafür hart bestraft werden, schwor damals eine Gruppe überwiegend marokkanischer Fanatiker.
Die Zelle: Die Extremisten, die meist lange in Spanien lebten, formten die "Madrider Zelle". Sie legten das Terrordatum wegen der bevorstehenden Parlamentswahlen und seines symbolischen Wertes auf den 11. 3. 2004 - zweieinhalb Jahre oder 911Tage nach den Anschlägen vom 11. 9. 2001 in den USA.