Konferenz endet mit einem Eklat
Vor allem die kleinen Staaten fühlten sich von den großen Nationen an die Wand gedrückt – und wehrten sich heftig.
Kopenhagen. Putsch-Atmosphäre im Klima-Plenum: Vermutlich hatte der dänische Regierungschef und Konferenzleiter Lars Løkke Rasmussen befürchtet, dass die nächtliche Plenarsitzung auf dem Kopenhagener Klimagipfel nicht ganz reibungslos verlaufen würde, aber so viel Wut und Empörung einiger Delegierter hatte er wohl nicht erwartet. Nach zwölftägigen zähen Verhandlungen, nach vielen Pannen und organisatorischen Fehlern der Gastgeber endete der Mammut-Gipfel in der Nacht zum Samstag mit einem Eklat.
Vor allem die Delegierten mehrerer Entwicklungsländer machten deutlich, dass ihnen die Art und Weise, wie ihnen die Klimaeinigung präsentiert wurde, absolut nicht passte. Sie hatten das - auch nach Ansicht mancher Beobachter nicht ganz unberechtigte - Gefühl, die Großen und Mächtigen unter der Führung der USA hätten den Deal in den Hinterzimmern des riesigen Kopenhagener "Bella Centers" ausgemacht. Und nun sollten sie den Text nur noch durchwinken. Rasmussen hatte das Plenum in der Nacht - Stunden nach Bekanntgabe der Einigung - eröffnet und wollte die Leitung wohl offensichtlich schnell an einen Stellvertreter übertragen. Doch dazu kam es nicht. Der Delegierte des kleinen, vom Anstieg des Meerespegels bedrohten Inselstaats Tuvalu (siehe Kasten rechts) bekam die Chance, das Wort zu ergreifen, und er nutzte sie für einen flammenden Appell.
Kaum hatte er geendet, ergriffen die linksgerichteten Lateinamerikaner das Wort. Die Delegierte von Venezuela sprach von einem "Staatsstreich" gegen den Geist der Vereinten Nationen. Der bolivianische Delegierte schimpfte über die "diktatorische" Weise, wie den Delegierten das Papier nur kurz zur Abstimmung präsentiert worden sei. Bei allen war klar zu spüren, dass sie mit ihren Attacken vor allem die USA meinten.
Als der US-Delegierte zwischendurch versuchte, das Ruder herumzureißen, unterbrach ihn der Delegierte von Nicaragua mit einem Störmanöver. "So etwas habe ich noch nie gesehen", hörte man staunende Beobachter im Kongresszentrum rufen.