Konjunktur: Schwacher Euro stärkt Deutschland

Griechenlands Schuldenkrise wird zur Krise der europäischen Währung. Die Exporteure jubeln, doch Verbraucher müssen sich auf höhere Preise einrichten.

Düsseldorf. Der Euro trudelt: Am Mittwoch fiel die Gemeinschaftswährung auf ein Kurstief von 1,334 Dollar - seit Dezember befindet sie sich auf dramatischer Talfahrt.

Analysten sprechen von einer beispiellosen Vertrauenskrise, die durch das Schuldendebakel Griechenlands ausgelöst wurde. "Der Euro ist nach den Ostertagen von allen Seiten unter Druck geraten", sagte gestern Antje Praefcke, Devisenexpertin der Commerzbank. Vor allem Gerüchte, dass Griechen wegen einer möglichen Staatspleite ihr Vermögen ins Ausland schaffen, hätten den Euro belastet.

Doch Ökonomen warnen vor übertriebenem Pessimismus. "Die Währungsschwäche stimuliert die von Exporten getragene deutsche Volkswirtschaft", sagte Holger Fahrinkrug, Chefvolkswirt bei der WestLB, gegenüber "Kapital".

Offenbar katapultiert die Euro-Schwäche die Wirtschaft derzeit mit überraschender Geschwindigkeit aus der Rezession. So sagte gestern die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Deutschland einen kräftigen Wachstumsschub voraus. Laut OECD-Prognose wächst das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal dieses Jahres um knapp drei Prozent. Tatsächlich boomt die deutsche Industrie so wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Für die Verbraucher wirkt sich die Euro-Schwäche allerdings negativ aus. Eine Reihe von Produkten wird sich verteuern, weil viele Waren von den Importeuren in Dollar gezahlt werden müssen. Branchenverbände erwarten vor allem für Computer und Benzin kräftige Kostenschübe. Eine breite Inflation, die alle Bereiche des Lebens betrifft und die Sparguthaben der Bundesbürger in raschem Tempo entwertet, ist allerdings nach Angaben von Verbraucherschützern nicht in Sicht.

Der Industrie- und Handelskammertag (DIHK) mahnt Griechenland dennoch zu schnellen Reformen. Ein schwacher Euro sei "ein klares Misstrauensvotum", sagte DIHK-Geschäftsführer Martin Wansleben. "Wir sollten uns nicht freuen, wenn der Euro beliebig sinkt."