Gesundheit: Hausarztvertrag ist noch die Ausnahme

Bislang nehmen drei Millionen Versicherte das Angebot in Anspruch. Die Techniker Krankenkasse führt es ab Mai ein.

Berlin. Wenn es um Verbesserungen im deutschen Gesundheitswesen geht, ist immer wieder von Qualität und Wettbewerb die Rede. Eine bessere Versorgung und mehr Konkurrenz zwischen den Leistungserbringern sind die erklärten Ziele.

Als ein Instrument auf dem Weg dahin gelten die Hausarztverträge, die die gesetzlichen Krankenkassen mit den Ärzten abschließen müssen. Bisher sind allerdings erst knapp drei Millionen Versicherte bei ihren Kassen im Rahmen dieser Verträge eingeschrieben. Das liegt nicht nur daran, dass die Teilnahme freiwillig ist, sondern auch an dem schleppenden Abschluss der Verträge.

Auch wenn sie seit 2009 Pflicht sind, konnten sich Krankenkassen und Ärzte vielerorts nicht einigen, so dass nun Schiedsämter damit befasst sind. Über 1000 Verfahren sind bundesweit anhängig. Jetzt will die Techniker Krankenkasse (TK) nicht mehr auf einen Schiedsspruch warten: Ab Mai bietet sie ihren Versicherten in elf Bundesländern einen eigenen Hausarztvertrag an, darunter auch ihren Mitgliedern in Nordrhein-Westfalen. Am Mittwoch stellten die TK und der Deutsche Hausärzteverband in Berlin die Eckpunkte vor.

Bei einem Hausarztvertrag verpflichtet sich der Versicherte, immer zunächst den Hausarzt aufzusuchen. Der kann dann an Fachärzte weiterverweisen. TK-Vorstandschef Norbert Klusen verspricht den teilnehmenden Patienten durch diese Versorgung Wartezeiten von höchstens einer halben Stunde, schnelle Termine beim Facharzt, eine leitlinienorientierte Behandlung, Abendtermine für Berufstätige und Hausbesuche. Für chronisch Kranke, die regelmäßig in die Praxis kommen müssten, werde der Hausarzt künftig mehr Zeit haben, versprach Klusen.

Gesteuert werden soll dies durch verschiedene Pauschalen, die davon abhängen, ob ein Patient häufiger oder eher selten seinen Arzt aufsuchen muss. Hausärzteverbandschef Ulrich Weigeldt lobte, dass die Mediziner bei der Abrechnung dank des neuen Honorarsystems mit weniger Bürokratie kämpfen müssten. Außerdem seien die Einkünfte langfristig besser kalkulierbar, so dass der Hausarzt bei wachsender Patientenzahl auch mehr Personal einstellen könne, ohne ein betriebswirtschaftliches Risiko einzugehen.

Kai Vogel, Gesundheitsexperte der Verbraucherzentrale NRW, rät Versicherten, immer genau zu schauen, ob ein Hausarztvertrag zu einem passe. "Er sollte auch prüfen, ob der eigene Hausarzt an dem Vertrag teilnimmt." Nicht für jeden sei die Einschränkung der freien Arztwahl hinnehmbar.