Kriminalität: Der amerikanische Alptraum

In den Vereinigten Staaten steigt die Zahl der Hassverbrechen rapide an.

Washington. Wird Amerika von einer neuen Welle des Rassismus erfasst? Wie aus dem jüngsten Bericht der nationalen Ermittlungsbehörde FBI zu sogenannten Hassverbrechen hervorgeht, hat die Zahl von Straftaten, die sich gegen ethnische Minderheiten, Ausländer, bestimmte Religionsgruppen, Homosexuelle und gelegentlich sogar geistig oder körperlich behinderte Menschen richten, in 2006 einen neuen Rekord erreicht.

Während der neue Justizminister Michael Mukasey angekündigt hat, gegen die Täter stärker durchgreifen zu wollen als bisher, werden im Kongress bereits Gesetzesvorlagen diskutiert, die auf Diskriminierung beruhende Delikte schärfer unter Strafe stellen würden.

So wurde der mit Abstand prominenteste Fall des Jahres, der Prozess gegen die sogenannten Jena 6, in dem FBI-Bericht nicht einmal berücksichtigt, da der zuständige Bezirk in Louisiana keine Statistik führt. In der Kleinstadt Jena hatten weiße Teenager einen schwarzen Schulkameraden mit rassistischen Vorwürfen überhäuft und ihn später auf einer Party verprügelt, weil sich der Afro-Amerikaner auf dem Schulhof unter einen Baum setzte, der aussehließlich als Treffpunkt weißer Schüler galt. Obwohl keiner der weißen Schüler bestraft wurden, mussten sich sechs schwarze Jugendliche, die bei einer späteren Konfrontation die Täter verprügelten, wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten.

Der spektakuläre Fall der Jena 6 löste eine breitangelegte Bürgerrechtsbewegung aus und ließ neue Vorwürfe des Rassismus aufkommen, die prominente Vertreter wie die Prediger Jesse Jackson und Al Sharpston in der FBI-Studie nun bestätigt sehen. So weist der frühere Präsidentschaftskandidat Sharpton darauf hin, dass konkret gegen Schwarze gerichteter Rassismus 52 Prozent der Hassverbrechen zugrunde liegt, drei Mal so häufig wie jede andere Motivation.

"Besorgnis erregend ist aber vor allem auch die Tatsache, dass diese brutalen Verbrechen von der amerikanischen Justiz nicht strafrechtlich verfolgt, sondern in der Regel ignoriert werden", schimpft Sharpton.

Seit den Rassenunruhen der 60er Jahre hat sich das Verhältnis zwischen Weißen und Schwarzen in den USA gewandelt. Es ist heute weniger von Diskriminierung, sondern von gegenseitigem Respekt geprägt. Dass viele Amerikaner dennoch anfällig für Diskriminierung sind, bewiesen die gewalttätigen Übergriffe gegen unschuldige Muslime im Gefolge des 11. September. Die jüngste FBI-Studie beweist zudem, dass insbesondere afro-amerikanische Mitbürger noch immer auf latente Ablehnung stoßen. Ein Rückschritt in einer sonst so fortschrittlichen Gesellschaft